Ungewisse Zukunft – Die Welt in der Dauerkrise
Von Samstag, 05. November 2022, bis Dienstag, 08. November 2022, besuchte die Projektgruppe des Schülerkolleg International die Hauptstadt Berlin. Dank der großzügigen Unterstützung des DAAD konnte das Projektteam des Studierendenforums (SF) im Tönissteiner Kreis 20 Schüler:innen ermöglichen, gemeinsam nach Berlin zu reisen, sich mit dem Jahresthema „Ungewisse Zukunft – Die Welt in der Dauerkrise“ im Gespräch mit verschiedenen Referent:innen auseinanderzusetzen und mehr über studienbezogene Auslandsmobilität zu erfahren. Dazu wurden den Schüler:innen verschiedene Formate angeboten, darunter Gespräche mit Vertreter:innen aus verschiedensten Branchen, Besuche von politischen und kulturellen Institutionen und Austausch untereinander sowie mit den Begleitenden aus dem Studierendenforum.
Ziele
Ziel der Reise war es dabei einerseits, den Schüler:innen ein facettenreiches, interdisziplinäres und internationales Betrachten von Krisen näher zu bringen und andererseits, den Teilnehmer:innen Möglichkeiten aufzuzeigen, im Ausland zu studieren, zu arbeiten und zu leben. So wurde in den Gesprächen nicht nur inhaltlich diskutiert – mehr über den Lebensweg, das Studium im Ausland und die Auslandsmobilität der Referent:innen zu erfahren, war ein wesentlicher Bestandteil der Veranstaltungen.
Zielgruppe des Projektes sind dabei vor allem Schüler:innen der Oberstufe, welche somit kurz vor ihrem Studium stehen und besonders (aufgrund ihres sozialen Hintergrundes) von der angebotenen Förderung profitieren können. Auf ihrer Reise wurden die Schüler:innen durch ein ehrenamtliches Team aus Mitgliedern des Studierendenforums im Tönissteiner Kreis begleitet, das auch neben den Programmpunkten den Schüler:innen für Fragen zu ihren Zukunftsplänen zur Seite stand.
Samstag
Die Bildungsreise begann am Samstag mit einem Vortrag einer Beraterin im Global Health Bereich. Ihr mit Fokus auf den afrikanischen Kontinent bot einen spannenden Einstieg in eine Unterhaltung über die aktuelle Gesundheitskrise, der Covid-19-Pandemie, aber auch eventuell bevorstehende Krisen sowie Lösungsmöglichkeiten. Der zweite Programmpunkt mit einer ehemaligen ARD-China-Korrespondentin bot den Schüler:innen die Möglichkeit, sowohl über China als auch über das Leben als international tätige Journalistin zu erfahren. Die Referentin begeisterte die Teilnehmenden durch ihre anschaulichen und persönlichen Erzählungen und plädierte dafür, den Mut zu haben auch weit entfernte und scheinbar fremde Länder und Kulturen kennenzulernen. Der erste Abend schloss mit dem gemeinsamen Schauen einer thematisch passenden Dokumentation zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ab.
Sonntag
Sonntag startete mit einem Besuch des interaktiven Museums “Futurium – Haus der Zukünfte” und einer Führung, in der die Schüler:innen zu kritischer Reflektion von Innovationen und Zukunftsgestaltung angeregt wurden. Aufgrund seiner Dreiteilung in Mensch, Umwelt und Technik konnte das Museum an bereits diskutierte Facetten von Krisen anknüpfen, aber auch neue Perspektiven aufzeigen. Als nächstes folgte ein Besuch des Reichstags, ein klassischer politischer Programmpunkt bei Fahrten nach Berlin. Nachmittags durften die Teilnehmenden Berlin selbstständig erkunden und der Abend endete mit einem gemeinsamen Abendessen in der Unterkunft, bei dem die Betreuer:innen aus dem Studierendenforum Kleingruppen von Schüler:innen aus ihrem persönlichen Werdegang erzählten und Wege aufzeigten, im Ausland zu studieren.
Montag
Montag war der inhaltlich und zeitlich intensivste Tag. Der erste Programmpunkt war ein Besuch im Bundeskanzleramt. Der Referent konnte dabei aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen und von der Arbeit im Finanzministerium, wie auch im Kanzleramt erzählen und die Perspektive der Regierung auf die aktive Gestaltung von aktuellen und vergangenen Krisen, wie bspw. der Eurokrise oder dem aktuellen Krieg in der Ukraine, hinzufügen. Die Schüler:innen betonten auch die Bedeutung, einen solchen Ort einmal von innen sehen zu dürfen, als eine besondere Erfahrung.
Als nächstes standen drei Gespräche im Bundestag an.
Eine Referentin des Welternährungsprogramms zeigte anschaulich die Ernährungskrise in großen Teilen der Welt und ihre Verbindung zu Konflikt, Klimawandel und anderen Krisen. Wieder konnten die Schüler:innen viele Fragen stellen und interessierten sich besonders für den persönlichen Werdegang der Referentin und ihre zahlreichen Auslandsaufenthalte.
Anschließend nahm sich eine Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Zeit auf die individuellen Fragen und Interessen der Schüler:innen einzugehen. Hierbei ist besonders hervorzuheben, dass sie den Schüler:innen dazu riet, ihr Studium (oder zumindest einen Teil davon) im Ausland zu absolvieren. Anschaulich stellte sie anhand ihres eigenen Lebenswegs die vielen Qualitäten von Universitäten, etwa in Frankreich, Portugal, Spanien oder Israel dar. Auch über diese Empfehlung hinaus waren die Schüler:innen vom Wissen der Referentin und dezidierten Positionen zur globalen Klimakrise beeindruckt.
Mit einem energetischen Überblick über die aktuellen Herausforderungen in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik motivierte anschließend ein Abgeordneter der FDP die Schüler:innen zu kritischen Nachfragen und Reflektionen über die Zukunft Deutschlands und der globalen Gemeinschaft. Es gelang ihm durch seine offene und ehrliche Diskussionsführung, die Schüler:innen auch nach einem langen Tag in eine anregende Diskussion zu involvieren, wofür er sogar parallele Termine spontan absagte. Im Anschluss an die Diskussionen im Bundestag besuchte die Gruppe den Rundfunk Berlin-Brandenburg, wo die Schüler:innen an einer Führung durch verschiedene Studios teilnahmen, aber auch ausreichend Zeit hatten, um mit den Redakteur:innen kritisch die aktuelle Lage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu reflektieren.
Der letzte Programmpunkt dieses Tages setzte den Fokus auf ein weiteres Themenfeld, die Energiekrise. Zeitgleich konnte ein Referent des Forschungs- und Beratungs-Start-Up Aurora Energy Einblicke in die Welt eines internationalen Softwareunternehmens geben. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant, wobei die Gruppe zusammen mit den Betreuer:innen die vielen Termine reflektieren und in den Gesamtzusammenhang der Fahrt einordnen konnte.
Dienstag
Auch am Dienstag, dem Tag der Abreise, wurden noch zwei spannende Termine absolviert. Zuerst erfuhren die Teilnehmenden bei Atmosfair welche klimaschützenden Projekte das Unternehmen mit den Einnahmen aus den CO2-Kompensationen unterstützt und konnten sich detailliert mit dem Klimaschutz in afrikanischen Ländern auseinandersetzen. Zuletzt gab ein Referent des Facility Management Start-Ups matera Einblicke in die Welt der Tech-Szene und ermutigte die Schüler:innen zu ungewöhnlichen Lebensläufen und der Arbeit bzw. dem Studium im Ausland. Das Programm schloss mit einer gemeinsamen Feedback- und Reflektionsrunde, bevor die Gruppe, die aus ganz Deutschland angereist war, mittags den Heimweg antrat.
Resümee
Aus den Rückmeldungen der Schüler:innen ergibt sich, dass die Teilnehmenden nicht nur viel neues Wissen über die Verquickungen zwischen Krisen weltweit mitgenommen haben, sondern ebenfalls durch die Reise ermutigt wurden, sich mit der internationalen Szene und möglichen Aufenthalten nach der Schule oder im Rahmen des Studiums auseinanderzusetzen.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich beim DAAD bedanken, ohne dessen Förderung eine solche bereichernde Reise nicht möglich gewesen wäre. Besonders uns Betreuer:innen ist bewusst geworden, welchen Mehrwert die Schüler:innen aus der Reise und den gesammelten Erfahrungen mitnehmen. Dieses prägende Seminar möchten wir auch gerne weiteren SKI-Jahrgängen ermöglichen!