Der Klimawandel und Möglichkeiten wie wir ihn noch verhindern – oder zumindest einschränken – können, waren die zentralen Themen unseres Berlin-Seminars. Die Frage, wie wir unsere Energie zukünftig emissionsfrei produzieren können, war deshalb von großer Bedeutung und wurde u.a. bei einem Besuch im Bundeswirtschaftsministerium besprochen.
Für besonders hitzige Diskussionen hat jedoch auch der Verkehrssektor gesorgt, insbesondere ob und wie stark der Staat mit Verboten eingreifen soll, z.B. bei Kurzstreckenflügen. Die Notwendigkeit einer Verkehrswende hin zu emissionsärmeren Verkehrsmitteln kann jedenfalls nicht geleugnet werden, auch weil im Verkehrssektor die Treibhausgasemissionen in Deutschland in den letzten Jahren sogar weiter anstiegen. Wie aber könnte eine nachhaltigere Mobilität aussehen?
Der Grund für die hohen Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor ist in erster Linie die außerordentlich dominante Rolle des Autos. Der motorisierte Individualverkehr verfügt über einen Anteil von 76 %, während auf die ökologischen Fortbewegungsmittel Fuß-, Rad- und öffentlicher Personenverkehr insgesamt gerade einmal 19 % entfallen.
Solange diese Autos fossile Brennstoffe verbrennen, werden sie nicht Teil einer emissionsfreien Mobilität sein können. Ihre besonders schlechte Ökobilanz hängt jedoch vor allem mit ihrem durchschnittlichen Besetzungsgrad von nur 1,46 Personen pro Fahrzeug zusammen. Eine effizientere Koordinierung der Autofahrten durch Fahrgemeinschaften oder Ridesharing-Apps könnte daher die Emissionen bereits deutlich reduzieren. Dies steht jedoch im Konflikt zum Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmtheit, das durch ein eigenes Auto hervorgerufen wird, und ist zudem schwer durch politische Maßnahmen zu bewirken. Möglich wäre, das Auto durch eine höhere Besteuerung von Diesel und Benzin unattraktiv zu machen, dies könnte aber insbesondere in ländlichen Regionen, in denen es keine Alternativen gibt, für Unmut sorgen.
Stattdessen müssen vor allem da, wo andere Verkehrsmittel eine einfache Alternative zum Auto wären, diese attraktiver gemacht werden. Fast zwei Drittel aller PKW-Fahrten sind kürzer als zehn Kilometer, sodass sehr viele durch Fahrradfahrten ersetzt werden könnten. Damit Menschen auf das Rad umsteigen, muss jedoch vor allem dafür gesorgt werden, dass sie sich dabei sicher fühlen. Dies erfordert ein Umdenken bei der bisher sehr autozentrierten Verkehrsplanung in Deutschland, wobei dem Radverkehr eine höhere Priorität insbesondere gegenüber dem Autoverkehr eingeräumt werden muss. Vorbilder können dabei viele niederländische Städte sein.
Für kürzere Strecke ist auch der öffentliche Personennahverkehr von großer Bedeutung, bei dem neben Punkten wie Verlässlichkeit, Taktung und Schnelligkeit vor allem der Kostenfaktor von entscheidender Bedeutung ist. Bei langen Strecken kommt ein noch umweltschädlicheres Verkehrsmittel als das Auto ins Spiel: das Flugzeug. Solange keine emissionsfreien Technologien für Flugzeuge entwickelt sind, führt kein Weg an einer drastischen Senkung der Flüge vorbei. Insbesondere Kurzstreckenflüge müssen vor allem durch Bahnfahrten ersetzt werden. Aufgrund ihrer großen Umwelt- und Klimaschädlichkeit könnte auch ein Verbot erwägt werden. Es muss dann jedoch eine praktische Alternative geben, die oft die Bahn sein könnte. Dafür müsste sie jedoch vor allem zuverlässiger werden, weshalb deutlich mehr Geld investiert werden müsste. Gleichzeitig müsste sie jedoch auch günstiger werden, wobei die im Klimapaket beschlossene Senkung der Umsatzsteuer auf Bahntickets nicht ausreicht. Zwar ist es mit dem günstigsten Sparpreis bald möglich, für 17,90 € mit dem ICE zu fahren, für kurzfristige Fahrten wird man jedoch Beträge bis in den dreistelligen Bereich zahlen müssen.
Auch wenn die herkömmlichen Verkehrsmittel sicherlich einiges an Vorteilen und Bequemlichkeiten mit sich bringen, gibt es in letzter Zeit einen Umschwung in Sachen Mobilität. Der gewohnte Diesel- oder Benzinantrieb für das Auto scheint langsam überwunden zu sein. Immer mehr Menschen setzten auf Elektroautos, welche sich stetig verbessern. Genauso gibt es mit dem autonomen Fahren einen neuen, scheinbar riesigen Markt an Möglichkeiten und Ideen, welchen es künftig staunend zu beobachten gibt. Ebenfalls ergeben sich durch die Entfernung von Benzinern immer die Möglichkeiten für weitere alternative Antriebe, wie zum Beispiel das Wasserstoffauto. Wasserstoff ist durch Elektrolyse einfach zu speichern und scheidet kaum schädliche Abgase aus.
Es wird zu beobachten bleiben, wie sich das Auto weiterentwickelt und ob es eine Zukunft hat und wenn ja in welcher Form. Der Umstieg auf Elektromobilität hat aber bei anderen Verkehrsmitteln schon längst begonnen. So ist das E-Bike schon seit einiger Zeit auf unseren Straßen präsent und erleichtert es älteren Menschen sportlich aktiv zu bleiben. Seit diesem Sommer sind auch E-Scooter auf unseren Straßen beheimatet, ihr Erfolg ist dennoch streitbar. Das Auto scheinen sie definitiv nicht zu ersetzten, eher das Fahrrad, den Fußmarsch oder öffentliche Verkehrsmittel. Damit scheinen sie ihr Ziel eigentlich verfehlt zu haben, sie sind aber dennoch aus dem Leben Einiger kaum noch wegzudenken. Auch bei den Verkehrsverbünden entsteht ein Umdenken: Augsburg ist die erste Stadt Deutschlands, in der es ein Angebot sowohl für Bus und Bahn als auch für Leihfahrräder und Carsharing in einem gibt. Für 79€ kann man in Augsburg unbegrenzt Bus und Bahn fahren, außerdem hat man 15 gratis Stunden für Carsharing und die ersten 30 Minuten einer Fahrt mit einem Leihfahrrad sind inbegriffen. Einige deutsche Städte wollen dem Augsburger Modell folgen und bald selbst Angebote dieser Art präsentieren.
Die Zukunft wird zeigen, ob sich die Bemühungen der Politik auszahlen werden. Die Hauptaufgabe des Staates besteht hier darin, die Infrastruktur für nachhaltige Mobilität bereitzustellen. Dies können bessere Fahrradwege sein, aber auch mehr Ladestationen für Elektroautos. Die Freiheit des Bürgers selbst nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden wird bestehen bleiben, aber es kann Anreize geben, sich umweltfreundlicher zu bewegen. Die letztendliche Entscheidung wird beim Bürger bleiben. Wir denken, dass wir für unsere Generation sprechen, wenn wir sagen, dass jeder Bürger sich den Auswirkungen seines Handelns stets in vollem Umfang bewusst sein sollte und dann auch danach handeln sollte. Es liegt an jedem Einzelnen, etwas für unser Klima und unsere Zukunft zu tun. There is no planet B!