von Tula Maerkel, SKI Jahrgang 2022/23

Seit der Veröffentlichung einer weiteren, verbesserten Version von ChatGPT, ist die Debatte um Künstliche Intelligenz (KI), laut Sascha Lobo „das wichtigste und wirkmächtigste digitalgesellschaftliche Thema unserer Zeit“ (Vgl. Lobo 2023), in den Medien stark präsent. Es geht unter anderem darum, inwieweit ChatGPT und vergleichbare KI im Hinblick auf die zu erwartende Welle von schwer durchschaubaren Desinformationskampagnen eine Gefahr für die Demokratie darstellt.

Was ist KI?

Das Europäische Parlament definiert KI als „die Fähigkeit einer Maschine menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren“ (Vgl. Europäisches Parlament 2020). Eine neue Form der KI, die vor allem durch die Veröffentlichung von ChatGPT populär wurde, ist die generative KI. Sie kann eigene Inhalte, wie Texte, Fotos oder Videos aus vorhandenen Datensätzen generieren. Dabei spielen Large Language Models eine zentrale Rolle (Vgl. Safar, Milad 2022). Diese basieren auf sogenannten neuronalen Systemen, mit deren Hilfe Maschinen sprachlich so trainiert werden können, dass die KI auf beliebige Anfragen aus der Umwelt reagieren, also menschliche Interaktion simulieren und eigene Texte/visuelle Darstellungen erstellen kann (Vgl. Heaven, Will Douglas 2023).

Gefahren der Manipulation durch KI

KI kann in vielen Bereichen, wie zum Beispiel in der Wissenschaft, nützlich sein, dennoch stellt sie durch die mögliche Manipulation eine erhebliche Gefahr für demokratische Entscheidungsprozesse dar. Das liegt auch daran, dass von der KI generierte Inhalte nur schwer als solche zu identifizieren sind. Kritikerinnen weisen darauf hin, dass KI für Zwecke der Desinformation ausgenutzt werden kann. Fake News und sogenannte Deep Fakes, also manipulierte Bilder und Videos, können auf Knopfdruck massenhaft und in verschiedenen Variationen erzeugt und verbreitet werden, ohne dass die Empfängerinnen dies merken (Vgl. Fulterer, Ruth 2023). Geoffrey Hinton, der als Pionier der KI gilt und gerade aus ethischen Gründen bei Google ausgestiegen ist, gibt zu bedenken, dass einflussreiche Menschen wie Ron DeSantis oder Wladimir Putin diese Technologie dazu nutzen könnten, um Wahlen oder Kriege zu gewinnen (Vgl. Heaven, Will Douglas 2023).

Welche politischen Regulationsansätze gibt es?

Über mögliche gesellschaftliche Folgen der KI wurde auch bei einer kürzlichen Anhörung im Ausschuss des US-Senats gesprochen. Unter anderem bestätigte der Chef von OpenAI und Gründer von ChatGPT Sam Altman die Einschätzung, dass KI zum Schutze der Gesellschaft einer Regulierung bedarf. Er schlug vor, eine unabhängige, globale Behörde zu gründen, die KI-Systeme vor und nach Markteinführung in Bezug auf internationale Sicherheitsstandards prüfen und ggf. Lizenzen entziehen können soll (Vgl. Fulterer, Ruth 2023).


Auch in der EU werden Regulierungsansätze im Bereich KI diskutiert. Es gibt einen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission, den AI-Act, der nach der Veröffentlichung von ChatGPT um einen weiteren Artikel ergänzt wurde. Dieser folgt einem risikobasierten Ansatz, das heißt, riskante Anwendungen sollen stärker reguliert werden und Systeme mit einem inakzeptabel hohen Risiko ganz verboten werden. ChatGPT wird bislang nicht als Hochrisikoprodukt eingestuft. Derartige KI-Systeme sollen jedoch spezielle Auflagen erfüllen. Dazu zählen Risikoanalysen und Transparenzauflagen. Es soll offengelegt werden, welche Inhalte von der KI erstellt wurden, welche urheberrechtlich geschützten Daten zum Trainieren der Systeme verwendet wurden und sichergestellt werden, dass keine illegalen Inhalte verbreitet werden (Vgl. Schmutz, Christoph G., Fulterer Ruth 2023).

Fazit

KI ist eine Technik, die unsere Zukunft dominieren und sich in rasanter Geschwindigkeit weiter verbessern wird. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die gesellschaftliche Debatte nicht mehr Schritt halten kann. Daher ist es schwierig, politische Rahmenbedingungen zu setzen, die der fortschreitenden Entwicklung der KI gerecht werden. Dennoch ist es wichtig international zusammenzuarbeiten, um einen gemeinsamen Rechtsrahmen zu schaffen und so die Gefahren durch die KI einzudämmen und Rechtstaatlichkeit und Demokratie vor Angriffen durch KI zu schützen.

Quellen