von Hannah Lassak
Dialog zwischen Bauch und Kopf
Kopf: Hey Bauch, hast du schon gesehen, fast 11.000 Schritte bin ich heute schon gegangen. Meine Freundin Martina habe ich längst überholt. Beim Yoga war ich auch und gleich gibt’s das Low-Carb-Menü.
Bauch: Ach schön, freut mich, dass du so ausgeglichen bist. Ich mache derzeit Urlaub. Ich kann so richtig entspannen. Das Handy sagt, mir, wann es etwas zu Essen gibt, wann Zeit zum Schlafen und für Sport ist. Alles super easy für mich.
Kopf: Super, dass du so eine gute Work Life Balance hast, das ist ja auch total wichtig heute. Bei dem Stresspegel, dem wir ausgesetzt sind, muss man sich einfach feste Pausen einplanen.
Bauch: Jaja, du hast schon recht. Yoga hier, Slow Food dort, Slow life, life balance, balance for health. Wenn ich bei Google nach dem Wort „work“ suche, bekomme ich an zweiter Stelle „work life balance“ vorgeschlagen. Bei Spotify finde ich auf Anhieb über 20 Podcasts, mit Titeln wie „Your life rocks“ und „Love your living“. Doch wenn ich mein Gefühl frage, dann habe ich manchmal viel mehr Energie, als die App mir anzeigt und am nächsten Tag habe ich keine Lust auf Yoga und Mandalas malen.
Kopf: Quatsch, das tut dir gut. Alle machen das jetzt. Work life balance ist das neue Statussymbol. Erfolgreich im Job, erfolgreich in der Liebe und gleichzeitig ganz in sich selbst ruhend.
Bauch: Versteh mich nicht falsch, ich hab ja Lust, mich mal so richtig zu fordern. Ich will über mich hinauswachsen. Und Energie habe ich auch mehr als genug. Aber mir hört trotzdem keiner zu.
Kopf: Das verstehe ich nicht. Du hast doch alles, was du brauchst. Eine spitzen Perspektive, gute Noten, bist sportlich, interessiert, engagiert,… und deine work life balance steht dir gut.
Bauch: Was heißt denn hier MEINE work life balance? Ich habe work, ich habe life, aber balance? Über meine balance bestimmen andere. Ich habe den Eindruck, meinem Gefühl wird kaum noch Bedeutung zugewilligt.
Kopf: Was für ein Gefühl meinst du, Bauch? Ich lese die FLOW jetzt sogar auf Französisch, da bilde ich mich weiter und finde gleichzeitig meine innere Mitte.
Bauch: Oder du würdest einfach mal auf mich hören, dann müsstest du nicht den halben Tag darauf verwenden, nach der optimalen Balance zu suchen. Wenn wir als Team Lust auf Karriere haben, dann lass uns das anpacken. Wir arbeiten gemeinsam daran! Und Sport zum Auspowern ist mir wichtig, quatschen wir also mit dem Schweinehund, statt Martinas Empfehlung zu folgen. Mandalas und Yoga sind echt nichts für mich, egal ob andere das für sinnvoll halten. Es geht doch um unsere Ausgeglichenheit und diese unterscheidet sich nun mal von Martinas. Martina reichen 7000 Schritte am Tag, ich würde gerne einen Marathon laufen.
Kopf: Hey hey, ich halte aber auch meine Ideen und Gedanken für sinnvoll. Es gibt genügend Studien, die belegen, dass Yoga entspannt. Außerdem bin ich überzeugt, dass man sich für seine Träume ins Zeug legen muss.
Bauch: Da hast du Recht. Es tut auch gut, sich gelegentlich zu fordern. Doch wünsche ich mir, nicht wieder von dir in den Urlaub geschickt zu werden, damit du Dickkopf dein Ding durchziehst und meine Stimme gegen die deiner Mitmenschen eintauscht.
Kopf: Okay, mein Gefühl sagt mir, unser Gespräch hat wirklich gut getan. Das sollten wir bald wiederholen.
Bauch: Seit wann hast du denn Gefühle?
Kopf: … mein Gefühl, dein Gefühl, stecken wir nicht im gleichen Körper?
Bauch: Das hast du logisch kombiniert. Dann lass uns gar nicht erst aufhören, zu kommunizieren. Du und ich, Kopf und Bauch, Gedanken und Gefühle müssen keine Gegensätze sein. Wenn wir uns gegenseitig zuhören, kommen wir ja doch zu einem gemeinsamen Entschluss.
Kopf: Überzeugt, ich finde es bloß oft gar nicht leicht, dich zu verstehen.
Bauch: Versuch es gar nicht erst mit dem Google-Übersetzer. Bauchianisch können wir nur gemeinsam trainieren. Ich mache es dir etwas leichter, wenn du erstmal versuchst, das Gespräch mit mir zu finden. 🙂