„Planet over profit“ – „Klima vor Profite“. Solche und ähnliche Forderungen sind Kerngedanken der FFF-Bewegung. Teile der Bewegung sehen im Kapitalismus den treibenden Motor zur Ausbeutung unseres Planeten und fordern „System change, NOT climate change“. Kann ein System, das auf dem Instinkt des Menschen baut, immer mehr haben zu wollen, der Klimakrise etwas entgegensetzen?
Im Rahmen unseres Berlin-Seminars des SKI 19/20 hatten wir die Gelegenheit, Jochen Wermuth und seine Vermögensverwaltung, Wermuth Asset Management, kennenzulernen. Wermuths Geschäftsmodell: nachhaltige Anlagestrategien, die nicht nur das Geld seiner Kunden mehren, sondern auch dem Planeten etwas Gutes tun – „Impact Investing“.
Impact Investment schlägt eine Brücke zwischen positiver sozialer und/oder ökologischer Wirkung und privatem Investmentkapital, indem es die Finanzierungsbasis für Projekte schafft, die einen positiven Einfluss (Impact) auf die Umwelt und/oder den sozialen Bereich haben. Je erfolgreicher die Projekte sind, desto größer ist ihr Impact, aber auch der Gewinn für den Investor und seine Kunden. Impact Investment grenzt sich somit klar sowohl von Philanthropie als auch von der klassischen Vermögensanlage ab.
Wermuth Asset Management investiert ausschließlich in nachhaltige Projekte mit positivem Impact für die Umwelt. Es geht trotzdem darum Gewinn zu machen, nur so können Impact Investoren konkurrenzfähig zum klassischen Investment sein. Für Jochen Wermuth, das haben wir während unserer Diskussion mit ihm gemerkt, ist der Erfolg seiner Anlagestrategien wichtig, allerdings nicht, um selbst daran zu verdienen, sondern damit der Impact möglichst groß ist und so möglichst viele Fortschritte in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit gemacht werden können. Vor der Gründung von Wermuth Asset Management im Jahr 1999 war der Ökonom unter anderem als Berater für die russische Regierung und für die Deutsche Bank tätig und konnte ein beträchtliches Privatvermögen akkumulieren, von dem er große Summen unter anderem an Bündnis 90/ Die Grünen spendete.
„Kapitalismus kann das Klima retten.“, so Wermuth im Interview mit der taz vom 26.01.2019. Das ist nicht die einzige Aussage, mit der er polarisiert.
Doch auch wenn man der Auffassung ist, mit Kapitalismus den Klimawandel verlangsamen oder stoppen zu können, bleibt fraglich, ob man durch ein Vorgehen wie das von Jochen Wermuth dieses Ziel erreichen kann.
Die grundlegende Frage hierbei ist: Reicht es wirklich, Geld in Projekte zu stecken, die vor allem Profite abwerfen und nur einen geringen positiven „Impact“ haben? Auch wenn Wermuths Strategie zwar fast allseits als gut angesehen wird, steht fest: Der Einfluss vom „Impact Investing“ ist nicht enorm. Zur Lösung eines Problems wie des Klimawandels, das binnen weniger Jahrzehnte unter Kontrolle gebracht werden muss, um katastrophale Folgen zu verhindern, reicht diese Methode also allein nicht aus.