von Lara Sophie Bednaric, SKI Jahrgang 2021/22
Die besten Freundschaften beginnen damit, dass man sich zuerst nicht mochte. Ähnlich war es auch bei Deutschland und Frankreich. Heute verbinden die beiden Länder Freundschaft und Zusammenarbeit – in den letzten zwei Jahrhunderten war die Nachbarschaft aber durch gegenseitige Demütigungen, Provokationen und kriegerische Auseinandersetzungen gekennzeichnet.
Der Deutsch-Französische Krieg
Es begann Ende des 18.Jahrhunderts mit der Thronfolge Spaniens. Folgen sollte ein Hohenzoller, wodurch Frankreich die „Deutschen“ an zwei Grenzen um sich hätte. Der französische König Napoleon III. schickte einen Botschafter nach Bad Ems, welcher den Verzicht der Hohenzoller auf die spanische Krone erbat. Der Botschafter wurde in Bad Ems jedoch zurückgewiesen und Otto von Bismarck veröffentlichte einen provokativen Artikel über die Ablehnung der Bitte der Franzosen mit dem Titel „Emser Depesche“. Als diese Provokation Frankreich erreichte, fühlte man sich dort sehr geringgeschätzt und Frankreich erklärte am 19.07.1870 dem Norddeutschen Bund den Krieg. Am 01.09.1870 wurde der Krieg jedoch bereits entschieden, da bei der Schlacht bei Sedan Napoleon III. gefangen genommen wird.
Am 18.01.1871 ließen die Deutschen in Versailles König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser krönen. Dies war erneut eine Provokation, da bisher das Versailler Schloss für die prunkvolle Zeit unter dem „Sonnenkönig“ (Ludwig XIV.) stand und ein wichtiges Symbol für Frankreich war. Außerdem verlangte das neu gegründete deutsche Kaiserreich als Reparationszahlung die Abtretung Elsass und Teile Lothringens und besetzte östliche Teile Frankreichs. „Für Frankreich bedeuteten die deutschen Annexionen eine tiefe Demütigung und machte die Zurückerlangung dieser Gebiete zu einem zentralen Ziel französischer Außenpolitik bis zum Ersten Weltkrieg“, schreibt Steffen Hennicke (2014), vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.
Auch Bismarcks Bündnissystem mit anderen Ländern Europas führte zu einer Isolation Frankreichs.
Der erste Weltkrieg
Als am 28.06.1914 der österreich-ungarische Thronfolger bei einem Attentat umgebracht wurde, bat Österreich-Ungarn um die uneingeschränkte Bündnistreue des deutschen Kaiserreichs, da sie den Eintritt Russlands in den Konflikt erwarteten. Am 28.07.1914 erklärte Österreich-Ungarn mit der Unterstützung des deutschen Kaiserreichs Serbien den Krieg. Wie erwartet schritt Russland ein und somit auch Frankreich aufgrund des geheimen Defensivvertrags (Französisch-Russische-Allianz; 04.01.1894). Russland hatte nach der Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrags mit dem deutschen Reich keine internationalen Partner und tat sich deswegen mit dem isolierten Frankreich zusammen. Am 04.08.1914 erklärte das deutsche Kaiserreich Frankreich den Krieg und wollte nun den sogenannten Schlieffen-Plan des preußischen Militärstrategen Alfred von Schlieffen umsetzen. Dr. Daniel Niemetz schreibt in seinem Artikel, dass wesentliche Ziele des Schlieffen- Plans „die Einschließung und Vernichtung des französischen Heeres“ (Niemetz 2016) sei. Nach der Schlacht an der Marne vom 06.09.1914 bis zum 12.09.1914 kam zu einem Stellungskrieg an der Westfront, der bis März 1918 anhielt. Nachdem die Gesamtlage für die Deutschen immer aussichtsloser wurde, bat Max von Baden (Reichskanzler) am 04./05.10.1918 die Alliierten um einen Waffenstillstand, der am 11.11.1918 als Waffenstillstand von Compiègne verwirklicht wurde.
Ein bedeutender Akt zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiserreich fand erneut im Versailler Schloss statt. Am 28.06.1919 musste das deutsche Kaiserreich den Versailler Vertrag unterschreiben und gab somit unter anderem zahlreiche Gebiete ab, wie z.B. Elsass-Lothringen an Frankreich.
Der zweite Weltkrieg
In den folgenden Jahren wünschten sich viele Deutsche eine Revision des Versailler Vertrags. Als Adolf Hitler am 30.01.1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, begann seine Regierung ab 1935 die Friedensordnung von Versailles zunichte zu machen.
Um Hitlers Expansionsdrang in Schach zu halten, gaben Frankreich und Großbritannien Polen eine Garantieerklärung, welche sich später in ein offizielles Bündnis wandelte. Am 01.09.1939 befahl Hitler schließlich den Überfall auf Polen, womit der Krieg in Europa begann.
Am 10.05.1940 griff das Deutsche Reich Frankreich an und bereits zwei Wochen später wurde in einem Waffenstillstand die Besatzung 60 % Frankreichs durch das Deutsche Reich festgeschrieben. Zugleich wurde im verbliebenen Teil Frankreichs das sogenannte Vichy-Regime unter Marschall Pétain errichtet, welches den vermeintlich unbesetzten Teil Frankreichs repräsentieren sollte, letztlich aber mit dem Deutschen Reich nach dessen Forderungen zusammenarbeiten („Kollaboration“) musste. Auch Elsass-Lothringen geriet de facto wieder unter deutsche Herrschaft.
Gleichzeitig formierte Charles de Gaulle aus dem Londoner Exil den französischen Widerstand und gründete die Forces Françaises Libres.
Während der Besatzungszeit wurden von dem Deutschen Reich immer mehr Teile Frankreichs zerstört, wodurch Frankreich zu einem der an den schwersten betroffenen Ländern des zweiten Weltkrieges wurde.
Schließlich landeten am 6.06.1944, dem „d day“ die Alliierten in der Normandie und kämpften sich bis zum Deutschen Reich vor, um Hitlers Herrschaft ein Ende zu bereiten.
Im Zuge der Befreiung Frankreichs bildete Charles de Gaulle 1944 eine provisorische Regierung der französischen Republik.
Nach Hitlers Selbstmord am 30. April 1945, wurde am 07.05.1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Deutschland wurde unter den Alliierten in vier Besatzungszonen eingeteilt. Darunter Frankreich, welches unter anderem Elsass-Lothringen wieder zurückerlangte.
Bis heute
In der Zeit des kalten Krieges bildeten sich zwei Blöcke: „Ost“ mit dem Warschauer Pakt und „West“ mit der NATO (North Atlantic Treaty Organisation, 1949). Deutschland trat 1955 unter der Regierung von Bundeskanzler Konrad Adenauer der NATO bei. Unter Konrad Adenauer bildete sich außerdem die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl („Montanunion“), welche am 18.04.1951 gegründet wurde. In dieser Gemeinschaft arbeiten Frankreich und Deutschland bereits enger zusammen. Besonders entscheidend für die deutsch-französische Geschichte ist jedoch der Élysée Vertrag, der am 22.01.1963 von Adenauer und dem französischem Staatspräsidenten Charles de Gaulles unterschrieben wurde. Dieser sollte die Versöhnung von Frankreich und Deutschland festhalten und offiziell sichern. Auf der offiziellen Website der deutschen Bundesregierung wird über den Vertrag gesagt: „Dieser markierte den Beginn der deutsch-französischen Freundschaft und setzte einen Meilenstein im europäischen Integrationsprozess“ (o.V. 2021).
Unter anderem auf die Montanunion aufbauend erfolgte am 07.02.1992 die Gründung der Europäischen Union durch die Unterzeichnung des Vertrags von Maastricht, mit Deutschland und Frankreich – neben anderen Ländern – als Gründungsmitgliedern.
Bis heute hat sich also viel verändert hinsichtlich der Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland. Organisationen wie die EU ermöglichen es auch den Bürger*innen der beiden Länder miteinander zu interagieren und Freundschaften zu bilden, wie zum Beispiel durch Austauschprogramme oder Städtepartnerschaften.
Nun ist es wichtig, dass Deutschland und Frankreich weiterhin ihre Zusammenarbeit und Freundschaft erhalten und pflegen.
Literaturverzeichnis
- Hennicke, Steffen 2014: dhm.de In: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/das-reich/deutsch-franzoesischer-krieg-187071.html , zugegriffen am 01.03.2022
- Dr. Niemetz, Daniel 2016: mdr.de In: https://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/zwanzigstes-jahrhundert/erster-weltkrieg-schlieffen-plan-100.html , zugegriffen am 01.03.2022
- o.V. 2021: bundesregierung.de In: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/elysee-vertrag-1569908 , zugegriffen am 01.03.2022