Partizipation – direkt, attraktiv, für alle

Das Engagement Jugendlicher ist meist auf bestimmte soziale Gruppen beschränkt. Unsere Wunschvorstellung ist, dass Beteiligung unabhängig von sozioökonomischen und anderen identitäts-bestimmenden Merkmalen stattfinden kann. Dafür sollten die Hemmschwellen gesenkt werden und Verbindungen von Land und Stadt gefördert werden.

Es ist nicht einfach, sich in den Angeboten zu Recht zu finden und es fehlen Zugänge. Die Angebote selbst benötigen meist starke Eigeninitiative und große Zeitinvestition, und sind nicht immer attraktiv. Ob sich jemand engagiert, hängt zu oft von sozioökonomischen Faktoren wie z.B. dem familiären Hintergrund ab.

Insbesondere auf dem ländlichen Raum sind Jugendorganisationen oft nicht präsent, sodass Interessierte keine Ansprechpartner:innen haben.

Für junge Menschen ist es oft schwierig, einen Überblick über politische Parteien und Organisationen zu bekommen. Dazu kommt, dass insbesondere die Arbeit in Parteien sehr langwierig erscheint. Für uns ist eine direkte Beteiligung wichtig. Auch in Bewegungen, auf Social Media oder durch Freiwilligendienste beteiligen sich junge Menschen politisch. Unser Eindruck ist, dass dieses Engagement nicht immer ausreichend ernst genommen wird.

Als mögliche Formen politischer Beteiligung sehen wir die Teilnahme an politischen Organisationen, sowohl parteiintern als auch -übergreifend, zum Beispiel in NGOs, Jugendparlamenten und Jugendparteien. Dies kann über die Bundesebene hinaus in den europäischen Raum gehen, wobei wir hier noch Ausbaubedarf sehen.

Eine grundlegende Voraussetzung, um die politische Teilhabe aller Jugendlichen zu fördern, ist dabei die Erschaffung einer Organisation für die allgemeine politische Orientierung. Grundsätzlich sollten alle Initiativen ihre Präsenz steigern (z.B. auf Social Media) und sich auf Übersichtlichkeit fokussieren – junge Menschen können nur Angebote wahrnehmen, von denen sie wissen.

Politische Bildung sollte mehr konkrete Beispiele für kommunalen Einsatz aufzeigen und Partizipation aktiv und andauernd zum Thema machen. Besonders auf lokaler Ebene kann die Umsetzung von Jugendprojekten als Motivation dienen.

Die Beteiligungsmöglichkeiten junger Menschen auf dem Land und in der Stadt unterscheiden sich – insbesondere auf dem Land sind die Hürden groß, weil das Angebot dünn und/oder ohne eigenes Auto kaum zu erreichen ist. Der Ausbau digitaler Angebote, direkte Beteiligung und ein besseres ÖPNV-Angebot (mehr Verbindungen, die häufiger fahren und kostenlose oder günstige Tickets) können diese Hemmschwellen senken und bisherige räumliche Grenzen abbauen.

Wir fordern, dass Parteien attraktiver für junge Menschen werden – durch gezielte Ansprache und Zugang zu Entscheidungspositionen in den Parteien. Zu oft wird über uns gesprochen und über uns entschieden, statt mit uns zu sprechen und uns mitentscheiden zu lassen. Dabei sollte Mitarbeit in Parteien für alle möglich sein. Bisher erreichen Parteien aber vor allem wenige sozioökonomische Gruppen. Auch hier besteht die Gefahr, Betroffene nicht zu hören. Entscheidungen bezüglich bestimmter sozioökonomischer Gruppen sollten grundlegend Leute dieser Gruppen mit einbeziehen. Ein Weg, Politik für junge Menschen attraktiv zu machen: Absenkung des Wahlalters auf mindestens 16 Jahre in allen Bundesländern und bei der Bundestagswahl! Außerdem sprechen wir uns für attraktive Angebote bei der Wahlorientierung und Unterstützung bei den bürokratischen Vorgängen aus. Hier sollte wiederum besonders auf sozioökonomisch benachteiligte Gruppen geachtet werden, wobei man auf Schulen und Sozialarbeiter:innen, aber auch auf die einzelnen Parteien verweisen könnte.