von Lena Einhorn, SKI Jahrgang 2021/22

Der sich zuspitzende Ukraine-Konflikt prägte in den letzten Wochen weltweit die Schlagzeilen. In den deutschen Medien wurden insbesondere die diplomatischen Bemühungen von PolitikerInnen zur Deeskalierung des Konflikts beleuchtet. Dies zeigt die Rolle der Diplomatie als wichtiges politisches Mittel, insbesondere in unserer globalisierten Welt. Was mit Diplomatie jedoch genau gemeint ist und wie sie in Deutschland organisiert und ausgeübt wird, soll in diesem Blogpost dargestellt werden.

Unter dem Begriff Diplomatie versteht man die „Tätigkeit, die (…) ökonomischen, kulturellen, politischen [und] militärischen (…) Interessen eines Staates bei einem anderen Staat zu vertreten, (…) sowie Informationen über das Ausland zu sammeln und Reaktionen aus dem Ausland an den (eigenen) Staat zu vermitteln” (Schubert, Klein 2020: o.S.). Somit gehört die Diplomatie in den Bereich der Internationalen Beziehungen und hat in Deutschland insbesondere nach dem 2. Weltkrieg einen Aufschwung erlebt, sodass sie heute als wichtigstes außenpolitisches Instrument bezeichnet wird (vgl. Müller 2016: o.S.). Ausgeübt werden diplomatische Bemühungen demnach durch alle PolitikerInnen und Akteure, die die bilateralen und multilateralen Beziehungen Deutschlands pflegen. Nichtsdestotrotz nimmt das Auswärtige Amt mit seinen rund 12.000 MitarbeiterInnen die Hauptrolle in dieser Disziplin ein.

Geschichtlicher Abriss des Auswärtigen Amts

Der Name Auswärtiges Amt hat seinen Ursprung in der Zeit des Deutschen Reiches 1870/71. Seitdem gab es immer wieder strukturelle Veränderungen und Modernisierungen der Institution, sowie eine Wiedergründung im Jahr 1951. Heutzutage wird lobend anerkannt, dass der „diplomatische Corps (…) sorgfältig ausgewählt, exzellent ausgebildet [und] gut organisiert [ist]” (Müller 2016: o.S.). Neben der Qualität ist auch die Quantität des Ressorts eine Nennung wert, denn mit über 227 Auslandsvertretungen und weiteren 337 Honorarkonsulen erstreckt sich von Deutschland ausgehend ein dichtes Netz an diplomatischen Ansatzstellen auf der ganzen Welt. Doch nicht nur das: Als Teil der Europäischen Union sind auch die Arbeitsplätze vom Europäischen Auswärtigen Dienst für Deutschland wichtige Kontaktstellen.

Aufbau des Auswärtigen Amts

Die Hauptzentrale des Auswärtigen Amts liegt seit 1999 wieder in Berlin, wo reichlich 3.000 MitarbeiterInnen im engen Austausch mit den anderen Ressorts für internationale Stabilität, rechtliche Ordnung und der Deeskalierung von Konflikten arbeiten (vgl. Müller 2016: o.S.). Auch die Auslandsvertretungen, an dessen Spitze jeweils der/die BotschafterIn steht, agieren nicht losgelöst von den innenpolitischen Vorstellungen, sondern handeln in ständiger Absprache mit eben dessen VertreterInnen. Daraus resultiert ein dynamischer Austausch zwischen der Hauptzentrale, den Auslandsvertretungen und den anderen Ressorts. Dieser wird durch die Rotation des Stammpersonals an den Auslandsvertretungen komplimentiert, was bedeutet, dass die MitarbeiterInnen in periodischen Abständen (in der Regel alle drei bis fünf Jahre) an neue Arbeitsstellen im In- und Ausland versetzt werden.

Eingliederung der deutschen Diplomatie in internationale Organisationen

Obwohl Deutschland aktiv selbstständig Diplomatie betreibt, agieren insbesondere die multilateralen Institutionen Europäische Union, NATO und die Vereinten Nationen als nennenswerte Handlungsfelder der deutschen Diplomatie und werden als „Teil der deutschen Identität” (Müller 2016, o.S.) bezeichnet. Hier ist es gefragt die, aus den Zusammenschlüssen resultierenden Erfolge der Diplomatie wie friedliche Konfliktlösung und gegenseitigen Interessenaustausch, zu sichern und unter Einbezug der nationalen Interessen weiterzuführen.

Mit diesem Verständnis wird bewusst, welche fundamentale Rolle der Arbeit des Auswärtigen Amts und der DiplomatInnen in den multilateralen Institutionen zukommt. Sie sind nicht nur maßgeblich daran beteiligt, die deutschen Interessen und Werte nach außen zu vertreten, sondern müssen bei potenziellen, internationalen Konflikten auch feinfühlig deeskalierende Taktiken anwenden, um für internationale Stabilität zu sorgen.

Literaturverzeichnis