von Isolde Marie Sellin

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„Offenbar tritt in dem Maße, wie die Kultur sich hebt, an die Stelle der Fleischkost die Pflanzenkost.“ – August Bebel (1840-1913, Mitbegründer und Führer der deutschen Sozialdemokratie)

Mit der Lebensreformbewegung, die sich ungefähr zu Lebzeiten August Bebels formierte, entstand erstmals ein Bewusstsein für gesunde Ernährung, aber auch schon damals für den Fleischkonsum. Die Gemeinschaft der Veganer*innen, damals ein kleiner Teil der Bewegung und noch nicht wirklich etabliert, ist heute eine, die wächst und wächst. Auf den sozialen Medien ist es das am häufigsten thematisierte Thema im Ernährungssektor. Immer mehr Menschen entscheiden sich vegan zu leben, veröffentlichen Fotos mit #veganlifestyle und werden Teil der veganen Community auf Social Media.

Heutzutage ist es nicht mehr wirklich schwer vegan zu leben, Ersatzprodukte findet man überall und auch in Restaurants finden sich vermehrt vegane Alternativen. Neben Fleischersatzprodukten, ist Pflanzenmilch mittlerweile auch bei Nicht-Veganer*innen beliebt. Sogar Coca Cola erkennt dies und bringt eigene Sojamilch auf den Markt. Doch kam es zuerst dazu, dass sich die Gesellschaft für die vegane Lebensweise geöffnet hat und sich deswegen immer mehr Menschen dafür entschieden haben? Oder ist es vielmehr so, dass soziale Medien Trends anheizen und diese gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen können? Auffällig ist, dass die Bewegung zahlenmäßig im Vergleich zu den Vorjahren, seit es die sozialen Medien gibt, explodiert. Laut proveg international leben heute etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland rein vegan, vor drei Jahren waren es noch 900.000 Menschen.. Ein nicht sehr drastischer Anstieg im Vergleich zur Gesamtbevölkerung könnte man denken, doch 2008 gab es lediglich etwa 80.000 Veganer*innen. Auch proveg international selbst erlebt einen Anstieg an Mitgliedern. Im Jahr 2009 gewannen sie 300 neue Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr hinzu. Heute sind es pro Jahr über 2000 neue Mitglieder. Sicher kann man die steigenden Zahlen nicht nur auf die sozialen Medien zurückführen. Doch diese sorgen dafür, dass bestimmte Lebensweisen in das Bewusstsein der Menschen rücken. Der steigende Anteil an Veganer*innen führt eben auch dazu, dass die Nachfrage an veganen Produkten steigt und das Angebot an Lebensmitteln demnach angepasst wird, wie es in den letzten Jahren geschehen ist. So ist der gelbe Button mit einem grünen V als Kennzeichnung von veganen Lebensmitteln heute eingängig und auch in Supermärkten wie Aldi Süd zu finden. Neben einer reichlichen Auswahl an veganen Kochbüchern, gibt es auch Apps, die einen durch das vegane Leben im Supermarkt oder Modeläden steuern.
Die Auswirkungen des veganen Lebens sind für Tier- und Umweltschutz enorm: 3320kg Kohlenstoffdioxid weniger und 365 errettete Tiere pro Jahr. Bedeutet für Deutschland gesehen, dass alle Veganer*innen zusammen 5.312.000.000kg Kohlenstoffdioxid einsparen und 584.000.000 retten. Veganismus wurde wahrscheinlich vor allem durch die sozialen Medien zu einem Trend, der in vielerlei Hinsicht das Leben vegan lebender Menschen verändert hat und sich positiv auf Tier- und Umweltschutz auswirkt. So gesehen könnte man August Bebels Zitat mit heutiger Sicht umformulieren: „Offenbar tritt in dem Maße, wie sich die sozialen Medien erheben, an die Stelle der Fleischkost die Pflanzenkost.“