Zwischen Innovation und Vorsicht – Europas Umgang mit der Künstlichen Intelligenz

von Freyja Kurzweg, Rashidah Hassen und Catrina Needham

Das Thema, mit dem wir uns beschäftigten, ist in vielen Dystopien zu finden. Es fasziniert uns und lässt uns gleichzeitig einen Schauer über den Rücken laufen: die Künstliche Intelligenz.

Die Idee ist bekannt: das Automatisieren des Lernverhaltens einer Maschine oder eines Programms. Doch sofort kommt das Bild eines hyperintelligenten, autonomen Roboters auf, der sich gegen die Menschheit verschwört und sie mit ihren eigenen Waffen schlägt.

Vielleicht macht die Vorstellung uns Angst, nicht mehr die selbst ernannte Krone der Schöpfung zu sein, das intelligenteste (Lebe)Wesen von allen, sondern der unschlagbaren Intelligenz einer perfekten Maschine Platz machen zu müssen. Oder uns besorgt der große Makel der fehlenden Empathie eines Roboters. Vielleicht sind wir Menschen momentan technisch einfach so weit, dass uns die vielen Möglichkeiten erschrecken. „Irgendwann ersetzen uns die Roboter“ ist eine häufige Behauptung geworden. Und während die Vorstellung einer derart meisterhaften Maschine die Herzen von Wissenschaftlern sicherlich schneller schlagen lässt, ist die Reaktion auf diese Aussage meistens nur ein trauriges Nicken. Vielleicht ist dies ja unser Ikarus-Moment. Vielleicht fliegen wir zu hoch, zu nah an der Sonne?

Wenn wir uns derart übertreffende Maschinen schaffen, dann machen wir uns dabei doch Stück für Stück selbst überflüssig. Der Mensch ist ja bekannterweise eine häufige Sicherheitslücke, also sollte man ihn ersetzen – immerhin ist das oberste Ziel unserer Wirtschaft der Gewinn. Wer braucht einen Führerschein, wenn alle Autos autonom fahren? Wer braucht einen Arbeitsplatz, wenn ein Roboter die Arbeit besser und sicherer ausführt?

Wir haben uns also intensiv mit der künstlichen Intelligenz beschäftigt und möchten Sie mitnehmen auf eine Reise in die unendlichen Möglichkeiten moderner Technik. Am Ende können Sie Ihre eigenen Antworten finden auf die oben genannten Fragen oder aber Ihnen kommt eine besonders gute Idee für eine Dystopie!

Wie jeder Innovation wird künstlicher Intelligenz mit Misstrauen begegnet. Die Angst, dass Arbeitsplätze verloren gehen, steht der Entstehung neuer Berufsfelder gegenüber. Bereits jetzt kann künstliche Intelligenzen durch lernfähige Algorithmen Routineaufgaben übernehmen, wodurch eintönige, aber auch gefährliche Tätigkeiten nicht mehr von Menschen übernommen werden müssten. Stattdessen ist dadurch die menschliche Arbeitskraft in anderen Branchen von Nutzen, in denen komplexes und kreatives Denken gefordert ist.

Ein anderes Risiko für den heutigen Umgang mit intelligenten künstlichen Systemen sind die dabei gesammelten Nutzerdaten, an denen ein großes Interesse besteht. Wir müssen uns im Klaren sein, was wir von uns preisgeben wollen für den Komfort, zum Beispiel alles im „smart home“ mit der Stimme zu steuern.

Die meisten negativen Auffassungen zu künstlicher Intelligenz entstehen durch ein geringes Verständnis an dieser komplizierten Technologie, auch wenn Kritik sehr wohl berechtigt ist. Ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit künstlicher Intelligenz ist also sehr wichtig, sei es mit Siri, Alexa oder dem Google Übersetzer.

Die EU Kommission glaubt an die Vorteile der künstlicher Intelligenz und wünscht sich mehr Verbreitung und Akzeptanz für ihren Gebrauch. Deshalb hat sie eine Expertengruppe mit der Entwicklung von ethischen Leitlinien zum Einsatz von KI beauftragt. Die Empfehlungen sind Teil der europäischen KI Strategie, welche Europa wettbewerbsfähig mit den USA und China im Bereich Innovation machen soll.
An oberster Stelle steht die Vertrauenswürdigkeit der Systeme, wodurch sich Europa stark von seinen Konkurrenten unterscheidet. Diese Forderung soll durch menschliche Kontrolle, technische Stabilität, Sicherheit, Transparenz und Überprüfbarkeit gewährleistet werden. Des Weiteren sollen die Systeme niemanden diskriminieren und die gesellschaftliche Stabilität wahren. Auch der Schutz der Privatsphäre wird in den Leitlinien berücksichtigt.
Dieses Papier, welches am 8. April 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist allerding noch nicht rechtskräftig. Zuvor soll es noch einem Praxistest unterzogen und angepasst werden. Außerdem besteht die grundlegende Frage, ob die Industrie sich selbst regulieren soll oder ob dies nicht eher eine Aufgabe der Politik ist.
Dementsprechend fällt auch die Kritik an der jetzigen Ethik-Richtlinie aus. Während Wirtschaftsvertreter*innen vor einer zu hohen Einschränkung des Innovationspotenzials warnen, kritisieren Professoren und Verbraucherschützer die Unverbindlichkeit der Leitlinie und die Dominanz von Wirtschaftsvertretern im 52-köpfigen Expert*innenrat. Sie fordern eine Übernahme in die Gesetzgebung, um die Einhaltung der Richtlinien zu gewährleisten.

Ob stark reguliert oder nicht, eins ist sicher: Unsere Zukunft ist untrennbar mit der künstlichen Intelligenz verbunden.

Technologie und Kunst – ein Zusammenspiel des digitalen Zeitalters

von Lucas Bretschneider, Lucas Schmutz, Daniel Rupp und Rasmus Kumlehn

Im Rahmen des Schülerkollegs International 2018/2019 haben wir in Brüssel Ralph Dum von der Generaldirektion Kommunikation, Inhalte und Technologien sowie den Künstler René Sultra kennengelernt, die sich mit Digitalisierung und Kunst beschäftigen. Unter digitaler Kunst verstanden sie Kunst, welche mit dem Computer erzeugt wird und besonders Algorithmen genutzt werden, um Muster, Kontraste und Farbflächen zu erschaffen. Während des Workshops wurden wir in diese Thematik eingeführt und uns verschiedene Projekte vorgestellt. Als erstes sahen wir eine Installation aus verschiedenen LEDs und waren beeindruckt von den verschiedenen Farbeindrücken, die wir daraus gewinnen konnten. Außerdem sahen wir verschiedene am Computer konzeptionierte Drucke, die unter unterschiedlichen Lichteinflüssen und bei unterschiedlichen Bewegungen besondere Muster und Farbstrukturen erkennen ließen.

In der Folge stand vor allem die Frage im Raum, was Kunst in Prozessen des technologischen Fortschritts leisten kann, welche Aufgabe ihr in einer sich fortschreitend und schnell entwickelnden Gesellschaft zukommt. Den Referenten zufolge eine sehr große: Die Kunst ist es nämlich, die Prozesse zu kritisieren und neuartige Perspektiven auf bestehende und neue Phänomene zu eröffnen Dazu zeigten sie uns verschiedene Kunstwerke, die Entwicklungen des digitalen Zeitalter mal kritisch und mal humoristisch in den Blick genommen haben.

Durch diese Beispiele wurde uns deutlich: die Verbindung zwischen „Technology and Art“ wird in der Zukunft der Kunst sicherlich eine große Rolle spielen. Genauso wie in vielen anderen Bereichen bringt die Digitalisierung auch in der Kunst neue Möglichkeiten und Ideen zum Vorschein. Zugleich kann Kunst immer wieder Kritik üben, ohne zu belehren, und Dinge ausdrücken, die andernfalls womöglich nicht zur Sprache gekommen wären.

Workshop von „Politik, wir müssen reden“

von Hanna Smedseng, Leon Bartle, Sonja Thalhofer, Kim Nguyen und Lydia Wörlein

Am zweiten Tag unseres Brüssel-Seminars ging es für uns zum Workshop von „Politik, wir müssen reden“ in die hessische Landesvertretung.
Nachdem wir aufgrund des schlechten Wetters völlig durchnässt angekommen waren, wurden wie zuerst von Mitarbeiter*innen der Landesvertretung begrüßt und durften ihnen unsere Fragen stellen.
Dann ging es für uns an das Vorstellen: Wir hatten alle im Vorfeld eine Selbstbeschreibung als Tweet (<140 Zeichen) formuliert, diese galt es nun, der richtigen Person zuzuordnen. Die Zuordnung gestaltete sich mal leichter, mal schwieriger, am Ende hatten wir jedoch alle etwas Neues über einander gelernt und sehr viel gelacht.

Nun ging es an das Inhaltliche: Wir hatten uns im Vorfeld Artikel über Social Media und Politik durchgelesen. Auf deren Basis und mit neuen Gedankenanstößen haben wir in Kleingruppen verschiedene Themen wie „angemessene Sprache“ oder „angemessene Medien“ diskutiert.

Obwohl wir alle ähnlich alt und „digital natives“ sind, haben sich unsere Meinungen zum Gebrauch von (Sozialen) Medien sehr unterschieden. Bei einigen Themen konnten wir relativ schnell Einigungen erzielen, bei anderen dauerten die Diskussionen bis in den nächsten Tag hinein. Trotzdem konnten wir am Ende der Diskussionsrunden viele Ergebnisse zu unseren Aufgabenthemen vorstellen, und es ging im Programm weiter.

Wir wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die jeweils mit Mitarbeiter*innen der Büros verschiedener Europaabgeordneter sprechen und diese zur dessen Social Media Präsens beraten würden. Angeleitet/Moderiert wurden die Gruppen von jeweils einer Person des PolKom Teams.
Begonnen wurde mit einer Recherche, in der wir uns in den Gruppen über die Social Media Präsenz der/der Europaabgeordneten informierten. Dies gelang uns durch Smartphones und unsere Erfahrungen mit diversen Social Media Plattformen recht schnell. Auch hier wurde allerdings wieder deutlich, dass wir alle Social Media unterschiedlich nutzen: ein klarer Vorteil für unsere Aufgabe, da wir gemeinsam alle Plattformen abdecken konnten.
Unsere Ergebnisse haben wir kurz darauf in den Gruppen präsentiert und diskutiert, dann ging es schon mit vielen Vorschlägen im Gepäck in Richtung Europäisches Parlament.

Wir hatten Präsentationen mit Lob, Kritik und Anregungen erstellt und gingen diese mit den Mitarbeiter*innen der Büros der Abgeordneten durch. Persönlich hat es uns überrascht, wie ernst unsere Vorschläge genommen wurden, da wir alle ja „nur“ Schüler*innen waren. Es wurde aber absolut akzeptiert, dass Social Media nun mal ein Bereich ist, mit dem wir uns sehr gut auskennen.

Nach dem intensiven Gespräch durften wir uns noch das Parlament näher anschauen. Vom Büro der Abgeordneten bis zu Sitzungssälen mit Namensschildern für Großbritannien, es war ein großartiges jedoch vermutlich einmaliges Erlebnis.

Brüssel: Hauptstadt der Europäischen Union… und der Armut

von Isolde Sellin

„Wo der Reichtum regiert, ist die Armut zu Haus.“
– Horst Bulla (dt. Dichter und Autor, *1958)

In jeder großen Stadt gehören Obdachlose und Bettler zum Stadtbild – so auch in Brüssel. Doch hier sticht der Gegensatz noch schmerzlicher ins Auge. Es ist der Gegensatz, zwischen der EU, die über Digitalisierung, Urheberrechtsreformen oder Klimawandel diskutiert, und den Menschen in Armut, die weit weg von diesen Themen leben und denen es weniger um ein Leben in einer digitaleren Welt, sondern vielmehr um wenigstens irgendein Leben geht. Der Gegensatz, den man sieht, wenn man die ganz eigene, abgeschirmte Welt des EU-Viertels verlässt und hinein geht in die wirkliche Welt.

Etwa 2000 Menschen leben in Brüssel auf der Straße, die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich aber wesentlich höher.
Betrachtet man die Anzahl der Menschen in präkeren Wohnungsverhältnissen, also solche, die keinen festen Wohnsitz haben, von einer Notunterkunft in die nächste ziehen und zwischen der Straße und temporären Unterkünften pendeln, wird von einer Zahl von 4100 Menschen gesprochen, auch hier ist der Spielraum nach oben offen. Unter den Obdachlosen und Bettlern befinden sich unter anderem auch viele Menschen aus Polen. Etwa 70.000 sind wohnhaft in Brüssel gemeldet. Sie erhoffen sich dort ein besseres Leben, da sie oft aus ärmeren Regionen Polens stammen, doch Arbeitsunfälle oder ähnliches, in denen Sozialversicherungen so nötig sind, diese aber fehlen, lassen ihre Zukunftspläne oft scheitern. Die Bekämpfung der Obdachlosigkeit ist in der EU Aufgabe der Länder, sie könnte lediglich koordinierend wirken. Im Jahr 2011 kamen Diskussionen zur Obdachlosigkeit auf – damals setzte sich das Parlament in Brüssel das Ziel, dass bis 2015 niemand mehr auf der Straße leben solle. Das ist jetzt vier Jahre her – auch im Jahr 2019 leben so viele Menschen noch auf der Straße, wahrscheinlich noch viel mehr als damals, da die Zahl stetig wächst.

Ob diese Menschen wohl ihre Stimme am 26. Mai abgeben haben? Für welches Europa sollen sie stimmen? Europa ist für so viele Menschen nicht greifbar. In hohen Bürohäusern, die von Sicherheitsdiensten bewacht sind, werden Diskussionen geführt und Entscheidungen getroffen. Einige von ihnen bewirken etwas, und seien es auch nur Demonstrationen gegen die Urheberrechtsreform. Andere Abstimmungen über neue Gesetze sind den meisten EU-Bürger*innen zu abstrakt, um sie mit ihrem Alltag in Verbindung zu bringen. Doch es heißt zu entscheiden, in welcher EU wir leben möchten. Ursprünglich sollte sie Frieden bringen, in dem Sinne hat sie ihren Zweck erfüllt. Doch die Entscheidungen, die im Moment getroffen werden, die helfen den Menschen, die abgehängt sind, nicht. Über den digitalisierten Arbeitsmarkt brauchen diese Menschen nicht nachzudenken, da sie schon von dem ganz normalen Arbeitsmarkt ausgeschlossen wurden. Die EU ist besorgt, Menschen durch die Digitalisierung abzuhängen – doch sollte sie nicht an anderer Stelle anfangen? Das kleine Abbild, das Brüssel liefert, zeigt nur ein Ausschnitt der EU, ist aber sicher sinnbildlich für viele andere Städte. Am 26. Mai wird gewählt – ob sich für die Abgehängten der Europäischen Union etwas ändert ist fraglich, aber nicht unmöglich. Am 26. Mai hat jede*r die Chance zu entscheiden, welche Zukunft der EU bevorstehen soll. Ihr steht viel Arbeit bevor – Arbeit für eine Europäische Union, in der jede*r ein lebenswertes Leben führen kann.

Medien in der Europäischen Union

von Maximilian Märken, Hannah Gräff & Anonym

Der Einfluss der Medien auf die öffentliche Wahrnehmung ist enorm; nicht umsonst werden sie auch als die 4. Gewalt bezeichnet. Es ist daher wichtig, dass die Medien objektiv berichten. In Sachen Europa gab es lange Zeit zu wenig Berichterstattung, was sich vor allem daran zeigt, dass die meiste Menschen das Gefühl haben, in der EU würde nichts passieren, wobei in der Realität jede Menge passiert ist. Nach meinem subjektiven Gefühl ist das in letzter Zeit besser geworden, auch wenn trotzdem noch zu wenig berichtet wird. Die Brüsseler Journalisten hingegen hatten den Eindruck, dass enorm viel zum Thema Europa bzw. EU produziert wird und sie schienen auch sehr engagiert zu sein. Es gibt immer wieder die Forderung nach der Abschaffung der „Öffentlich-Rechtlichen“, doch ein Blick auf die USA zeigt, dass ohne sie die Interessen von Konzernen einen sehr großen – manche sagen zu großen, demokratiegefährdenden – Einfluss auf die Medienlandschaft nehmen. Deshalb, also vor allem wegen der relativen Neutralität, sollten die Öffentlich-Rechtlichen Sendenanstalten nicht abgeschafft werden. Dies wurde auch bei unserem Besuch im ARD-Studio Brüssel und der damit einhergehenden Gesprächsrunde mit der WDR/NDR-Hörfunk-Korrespondentin Astrid Corall deutlich. Astrid Corall arbeitet eigentlich für den NDR als Rundfunkkorrespondentin, momentan aber für begrenzte Zeit im ARD Studio Brüssel.

Sie lud uns in einen der großen Konferenzsäle zu einer gemeinsamen Gesprächsrunde ein.

Für sie war es wichtig, von uns zu erfahren, wie und ob wir Radio hören. Das Radio, so stellen es natürlich auch die fest, die für uns Radio machen, wird zunehmend zu einem passiv wahrgenommenen Medium. Im Gegensatz zu audiovisuellen Medien wie dem Fernsehen, die aktiv und bewusst wahrgenommen werden, hört man Radio eher nebenbei und der Musik wegen. Dies beschäftigt natürlich auch Radiomoderatoren, da sie selbstverständlich mit ihren Sendungen und Beiträgen zu Recht wahrgenommen werden wollen.

Dadurch kommt zwangsläufig die Frage auf, wie lang ein politischer Beitrag sein sollte, sodass er noch gehört wird. Im Vergleich zu normalen Nachrichtenbeiträgen im Fernsehen, die eine Normlänge von 90 Sekunden haben sollten, ist es sehr schwierig, koomplexere politische Inhalte und Debatten auf dieses kurze Zeitformat herunterzubremsen.

Auch in unserer Gruppe ließ sich keine eindeutige Antwort finden. Während einige sich auch noch 20-minütige Beiträge anhören würden, schalten andere schon ab, wenn ein Beitrag an die fünf Minuten geht. Es zeigt sich: Ein Idealmaß gibt es nicht. Trotzdem versuchen die Korrespondenten in Brüssel es zu schaffen, möglichst viele Zuhörer mit interessanten und informativen Beiträgen aus dem Herzen der Europäischen Union zu erreichen.

Doch wir hatten auch einige Fragen an Astrid Corall: Wie schafft man zum Beispiel den Spagat zwischen Familie und Job, wenn man „nur“ für ein paar Jahre in Brüssel und danach wieder zu Hause arbeitet?

Und wie kommen eigentlich Reporter in die Institutionen der EU? Marschieren sie einfach so an den Sicherheitskontrollen vorbei? Wie viele wichtige Politiker trifft man eigentlich?

Insgesamt zeigte sich jedoch schnell, dass die politisch-journalistische Arbeit in Brüssel hochspannend ist und viele Möglichkeiten gibt, Brüssel noch anders zu erleben.

Nach der Gesprächsrunde zeigte Frau Corall uns zunächst das Radiostudio der ARDin Brüssel, da sie dort hauptsächlich arbeitet. Wir durften uns zunächst die Technik, die für die Aufnahme der Beiträge erforderlich ist, ansehen. Danach ging es aber dann auch in die Aufnahmekabine. Frau Corall schaltete sogar die Mikrofone für uns an und dann wollte selbstverständlich jeder einmal sich selbst im Kopfhörer hören. Daraufhin machten wir uns auf den Weg zur Schnitttechnik, dort arbeiteten gerade zwei von Astrid Coralls Kolleginnen an Clips für die Nachrichten am Abend und für das Online-Angebot der ARD. Nach dem alle in dem relativ kleinen Raum Platz gefunden hatten, erklärten diese uns, dass das Schneiden eines Clips aufwändiger sei, als die meisten meinen. An einem mehrminütigen Clip würden sie manchmal mehrere Stunden arbeiten. Die Technik hatte es einigen besonders angetan. Als alle Fragen dazu geklärt waren, stellte sich heraus, dass eine der Kolleginnen gerade für den Twitter-Account der Tagesthemen verantwortlich war. Prompt wurde also noch ein Bild dafür gemacht. Nun ging es zu dem Ort, auf den sich alle wohl am meisten gefreut hatten: das Fernsehstudio. Nach einem kurzen Blick in die Aufnahmetechnik brachte Frau Corall uns in das “richtige“ Fernsehstudio. Dort durften wir uns wie die “echten“ Korrespondenten vor den Greenscreen stellen und Bilder machen. Nachdem alle Bilder gemacht hatten mussten wir auch schon wieder aufbrechen. Zusammengefasst war der Besuch im ARD-Studio Brüssel gelungen und hat allen viel Spaß gemacht.

Neue Wege gehen und alte hinter sich lassen

von Lydia Lauer

Wenn ich eines beim Schülerkolleg gelernt habe, dann ist es, dass man seine Meinung auch ändern kann. Noch nie in meinem Leben habe ich so rege Diskussionen geführt wie bei den Treffen des Schülerkollegs. Man muss schon sagen, dass zwar Menschen mit den gleichen Interessen zusammen kommen, aber keinesfalls mit den gleichen Meinungen. Zeitweise glaubte man sogar, man säße nicht in einem Restaurant mit einer Gruppe Jugendlicher zwischen 15 und 18 Jahren, sondern mitten in einem heißen Debattierwettbewerb. Genau das macht das Schülerkolleg aus: Verschiedene Menschen aus verschiedenen Städten und mit verschiedenen Grundeinstellungen zusammen über ein ganz bestimmtes Thema der Welt diskutieren lassen. So etwas kann natürlich auch schief gehen, aber man lernt auch viel dazu. Zuhören und sich selbst kundzutun zu allererst.

In einer Welt wie heute, in der es immer mehr junge Menschen gibt, die sich für Politik und die großen Probleme der Welt interessieren, muss man jungen Menschen eine Stimme geben oder zumindest die Möglichkeit, sichgegenseitig auszutauschen.

Genau das versucht das Schülerkolleg International. Als ich mich bewarb, war mir nicht klar, wie sehr es mir helfen würde über den Tellerrand hinauszuschauen. Andere Meinungen und Blickwinkel sind bei der Klärung von solch wichtigen Fragen überaus notwendig.

Das SKI gibt jungen Menschen eine Stimme. Bietet ihnen die Möglichkeit ihre Ideen auszuarbeiten und auszubauen um sie umsetzen zu können.

Das SKI fördert die junge Generation, sich stark zu machen für ihre Zukunft. Jugendliche sollen lernen, ihre Ideen zu verwirklichen.

Das SKI inspiriert junge Menschen, ihre Talente auszunutzen und sich weiterzubilden. Man gibt uns eine Möglichkeit gehört zu werden und uns, auch im Ausland, für unsere Werte stark zu machen.

Man lernt andere Menschen auf der gleichen Wellenlänge kennen, schließt Freundschaften, knüpft Kontakte und vor allem eröffnet das SKI die Chance über sich hinaus zu wachsen.

Danke, SKI!

Internet of Things

von Anonym

Seitdem Kevin Ashton vom MIT 1999 den Begriff „Internet of Things“ (IoT), auf Deutsch „Internet der Dinge“ (IdD), etabliert hat, ist er in aller Munde und wurde vor Kurzem von der Politik mit der „Industrie 4.0“ aufgegriffen.

Aber: Was ist dieses schleierhafte „Internet of Things“ und was bedeutet es für uns?

Der Begriff „Internet of Things“ beschreibt Systeme und Strukturen, die Code und physikalische Welt durch Sensoren verbinden. Ziel des Internets der Dinge ist es, die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt langsam vollständig aufzulösen. So soll jeder reale Gegenstand als Teil des Internet of Things in der Lage sein soll, seine Zustandsinformationen laufend im Internet zur Verfügung zu stellen. Vorstellbar wäre zum Beipiel ein Kühlschrank, der seinen Besitzer sofort informiert, sobald bestimmte Lebensmittel fehlen. Unzählige Wissenschaftler arbeiten an der Umsetzung Ashtons Vision eines „allgegenwärtigen Computereinsatzes”. So entsteht eine globale Infrastruktur. Das klingt erstmal sehr abstrakt, aber wenn man darüber nachdenkt, ist das IoT schon lange in unseren Alltag integriert.

Das fängt mittlerweile schon in vielen Haushalten an, die vom Smart Home profitieren. Per App kann man die Beheizung, die Beleuchtung, die Rollläden und mehr steuern. Schon weitaus länger gibt es Alarmanlagen, die dem Schutz vor Einbrechern unter anderem mithilfe von Bewegungssensoren dienen.

Jedoch spielt das IoT in noch privateren Bereichen unseres Lebens eine Rolle. Vielleicht hast ja auch du einen Fitnesstracker oder eine Smartwatch um dein Handgelenk geschnallt. Diese Wearables werden genutzt, um beispielsweise die Herzfrequenz, die Anzahl deiner Schritte oder das Schlafverhalten zu messen.

Was früher ungreifbarer Futurismus war, ist heute schon Realität: Selbstfahrende Automobile, die in den USA schon die Straßen befahren, ohne dass man sie selbst steuern muss. Das übernimmt die Software mithilfe von Sensoren am Auto. In Deutschland wird es noch eine Weile dauern bis autonome Fahrzeuge in den Markt einsteigen, aber auch hier hat das Internet der Dinge schon lange im Verkehr Gestalt angenommen. Wer ein neues Modell fährt, wird schon in den Genuss gekommen sein, das Schloss seines Wagens ferngesteuert zu öffnen. Wenn man fahrlässig fährt, wird man vom Assistenten gewarnt, und wenn man dann sicher einparken will, wird einem vom Einparkassistenten dabei geholfen. Keiner muss mehr aussteigen und dem Fahrer zeigen, wie viel Platz er noch hat.

Das Internet of Things verbessert in vielen Hinsichten unsere Lebensqualität.

Wirklich interessant wird es aber, wenn man nicht die Konsumenten, sondern die Industrie anschaut, denn das Internet of Things hat branchenübergreifend einen Einfluss auf Wirtschaft und Industrie.
Beim Einsatz in der Industrie werden die Geräte mit intelligenten Sensoren ausgestattet und werden untereinander vernetzt mit dem Ziel, Abläufe in der Produktion und Fertigung besser zu planen und kosten- und zeiteffizienter zu gestalten.

Arbeiteten früher Maschinen stumpf vor sich hin, so sind heute ganze Fabriken von vorne bis hinten vernetzt. Das erleichtert nicht nur die Steuerung und Überwachung ganzer Fertigungsstraßen; möglich sind auch, dank flexibler Robotik und 3D-Druck, schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Produkten bis hin zu individualisierten Waren in Form von kleinen Serien oder Einzelstücken. Durch reibungslose Just-in-time-Herstellung schrumpfen Lager. Die smarte Produktion, auch M2M-Kommunikation genannt, unterstützt das komplette Supply Chain Management, inklusive der Lieferantenauswahl.

Das Internet der Dinge automatisiert Abläufe, sichert Nachhaltigkeit durch enge Vernetzung innerhalb des Ökosystems, verbessert Mensch-Maschine-Interaktionen und dient der Absicherung von Unfällen bzw. Ausfällen.

Das Projekt „Industrie 4.0“ der Bundesregierung möchte diese Entwicklung fördern und erreichen, dass die vierte industrielle Revolution mithilfe des IoTs auf Basis von Cyber-Physical-Systemen erfolgt.

Diese Vernetzung folgt der:
1. Mechanisierung Ende des 18. Jahrhunderts mit Hilfe von Wasser- und Dampfkraft
2. Elektrifizierung Ende des 19. Jahrhunderts, die der arbeitsteiligen Massenfertigung u.A. mit Fließbändern dient
3. Automatisierung Anfang der 1970er durch Einsatz von Elektronik und IT
und soll für einen ähnlichen Wirtschaftsboom sorgen.

Obwohl dies toll klingen mag, denke ich, dass diese Idee auf dem grundlegenden Fehler basiert, anzunehmen, dass ein hochkomplexes, soziales System wie eine Fabrik von Algorithmen gesteuert werden kann. Jedoch bin ich der Auffassung, dass das Internet of Things viele gute Aspekte birgt, wenn es richtig genutzt wird.

Group Behaviour and Fake News

von Manon

1. Introduction
“Together we’re strong
We can’t go wrong
And now we know just what to do
And how to get our meaning through.”
According to Mireille Mathieu’s and Patrick Duffy’s song our species’ power and strengths lies in collaboration and group behaviour. But can we as group really not go wrong? In his book “21 Lessons from the 21 Century”, the Israeli historian Youvsal Noah Harari strongly refutes this claim. Exploring the nature of post-truth society, he comes to the conclusion that group behaviour is key for the individual’s acceptance and the general propagation of fake news. This essay explores group behaviour and its influence on the perception and propagation of beliefs in our current society. In a first part group behaviour will be defined.

2. Conformity
According to Harari “Not only rationality, but individuality too is myth.” Although this statement might seem harsh at first, one simply has to scan through influencer’s Instagram posts to find: there is at least some truth to it. But why do we sand our edges and corners to smoothly flow with the stream? The psychologist and author David Meyers pinpoints the process of conformity to a change in belief or behaviour as a result of real or imagined group pressure. Accordingly, this adaption of behavior can climax in a so-called fusion of identity when “personal and social identities become functionally equivalent”.
Psychologists mostly agree that normative and informational influences are the main reasons for conformity. The distinction between these two influences is fluent. Normative influences are based on the wish to fulfill expectations in an attempt to gain acceptance and they are fueled by a fear of being a social outsider. A good example for this are influencers. In its last weekend’s issue the Süddeutsche Zeitung asked, how it was possible for the Kardashian family to become so rich and influential with half a billion followers worldwide. When Kylie Kardashian announced that she does not use Snapchat anymore, the app’s share fell by 6%- which equates to a loss in turnover of 1.3 billion. An outfit worn by Kim Kardashian is instantly copied by fashion companies and sold in record numbers. Their actions serve as template for millions who would like to be as ‘sexy’, ‘successful’ and rich as the Kardashians.
Conformative influences bring about changes in behaviour, outer appearances and influence what is perceived to be true by the general public. Informational influences can be defined as accepting statements of others in a belief that they know better than oneself. The Salmon Ash Line Judgement Study illustrates how individuals adapt their opinions to the majority. During this study, participants were shown cards with lines on them and asked to match lines with the same lengths. Before the participants were asked to judge the lengths of the line, eight actors pointed at the wrong answer. Over numerous trials about 75% of the participants adopted the actor’s wrong answer. The result of the experiment show that individuals tend to accept statements supported by large groups even though they are clearly wrong.

3. Influence of group behaviour on propagation of news
Group behaviour and conformity influences are probably one of the key reasons why our specie was able to build up a civilisation. In times of hunter and prey, the individual would not have survived alone. In times of Facebook and Twitter however, evolution’s legacy of group behaviour proves to be fertile ground for the propagation of fake news. In Facebook groups, people with similar interests interact. In an attempt to conform to the group’s expectations, members mostly post opinions, ideas and comments that generally reflect the group’s beliefs. Constantly exposed to the same ideas, convinces people that the stated opinions must conform to reality. As Harari put it: “people rarely appreciate their ignorance, because they lock themselves inside an echo chamber of like-minded friends and self-confirming news-feeds, where their beliefs are constantly reinforced and seldom changed.” Confirmation bias, conformity influences and group behaviour merge to a threatening mixture on social media platforms. Following the principle, the more a statement is repeated, the more it is believed to be true; different interest groups use so-called social bots to influence opinions. These are programmes based on algorithms that post tweets that propagate certain beliefs and mind-sets. Social bots are for example used to enforce political opinions and ideas. In fact, it is estimated that 15% of the total Twitter population active in the US Presidential election discussion were bots. Social bots pose a threat to the stability of both society and our political system as they enhance social and political polarization. This shows that now more than ever before, it is important to become aware of the normative and informative influences that impact our opinions in order to avoid falling into the trap of echo chambers.

Sources:

Asch, S. E. 1956. Studies of independence and conformity: I. A minority of one against a unanimous majority. Psychological Monographs.
Asch, S. E. 1951. Effects of group pressure upon the modification and distortion of judgment. In H. Guetzkow (ed.) Groups, leadership and men. Pittsburgh, PA: Carnegie Press.
Harari, Youvsal. 2018. 21 Lessons from the 21 Century. New York: Harper Collins.
H. Popitz. 1961. Soziale Normen. In: W. Essbach, F. Pohlmann (Hrsg.): Heinrich Popitz: Soziale Normen. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 59–204.

Digitalisierung: Der Schlüssel zur Integration

von Melina Rozehkhan

Ein polarisierendes Social Start-Up, welches versucht Digitalisierung als Schlüssel zur Integration zu nutzen und damit die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das Start-up Kiron-Open Higher Education, das ein Online-Studienprogramm für Flüchtlinge entwickelt hat, um diesen eine Hochschulausbildung zu ermöglichen. Unser Schülerkolleg International-Jahrgang hatte die Chance, das Unternehmen zu besuchen und unsere brennenden Fragen zum Thema Digitalisierung und Co. beantworten zu lassen.

Weiterlesen

Digitalisierte Bildung – Wie der Staat die Bildung mithilfe moderner Technologien verbessern könnte

von Leon Bernáth

Die Frage nach der Bildung: Irgendwie sind sich alle einig, dass im Bereich der staatlichen Bildung etwas getan werden muss, doch kaum jemand kann ein überzeugendes Konzept vorweisen. Es sind immer kleinere Anpassungen, denn Politiker*innen sind vorsichtig geworden. Schließlich sind größere Reformen häufig fehlgeschlagen und/oder mussten teilweise wieder zurückgenommen werden (siehe G8 in Bayern).

Fakt ist auf jeden Fall, dass unser Schulsystem aus dem 19. Jahrhundert stammt und sowohl besonders talentierte wie auch benachteiligte Schüler*innen in ihrem Vorankommen gebremst werden. Im folgenden Blogbeitrag werde ich versuchen, Denkanstöße für die Nutzung des technologischen Fortschritts im Bereich der Bildung zu geben.

Weiterlesen

Die vierte Dimension unserer Außenpolitik

von Lucas Schmutz und Rasmus Kumlehn

Unentwegt schreitet der technologische Fortschritt in beinahe allen Bereichen des Lebens voran. Die Entwicklung vom Brief zur E-Mail sowie das Powerhouse Handy sind heute allgegenwärtig. Die digitale Neuerung gehört mittlerweile in den allermeisten Bereichen der Volkswirtschaft zum Arbeitsalltag. Gilt dies auch für die öffentlichen Ämter, wie das Auswärtige Amt und welche Auswirkung hat der digitale Wandel für die diplomatische Arbeit heutzutage?

Weiterlesen

Digitalisierung an Schulen (Ist-Zustand)

von Lydia Lauer

Neulich in einem Internet-Bewertungsportal: „An der Modellschule für neue Medien in X. funktioniert in manchen (!) Sälen der Lichtschalter.“
Währenddessen spricht die Gesellschaft von Digitalisierung und digitalem Fortschritt, künstlicher Intelligenz, Automatisierung in der industriellen Fertigung und autonomen Autos, nur im deutschen Bildungswesen haben solche Innovationen nur unzureichend Eingang gefunden wie der aufgebrachte Kommentar eines betroffenen Schülers deutlich macht.
Es gibt also offenbar viele Hindernisse, die sich bei der Digitalisierung einer Schule in den Weg stellen.

Weiterlesen

#veganlifestyle – Der Einfluss sozialer Medien auf das vegane Leben

von Isolde Marie Sellin

Picture by Zeetz Jones. License: Creative Commons Attribution 2.0 Generic License.

„Offenbar tritt in dem Maße, wie die Kultur sich hebt, an die Stelle der Fleischkost die Pflanzenkost.“ – August Bebel (1840-1913, Mitbegründer und Führer der deutschen Sozialdemokratie)

Mit der Lebensreformbewegung, die sich ungefähr zu Lebzeiten August Bebels formierte, entstand erstmals ein Bewusstsein für gesunde Ernährung, aber auch schon damals für den Fleischkonsum. Die Gemeinschaft der Veganer*innen, damals ein kleiner Teil der Bewegung und noch nicht wirklich etabliert, ist heute eine, die wächst und wächst. Auf den sozialen Medien ist es das am häufigsten thematisierte Thema im Ernährungssektor. Immer mehr Menschen entscheiden sich vegan zu leben, veröffentlichen Fotos mit #veganlifestyle und werden Teil der veganen Community auf Social Media.

Heutzutage ist es nicht mehr wirklich schwer vegan zu leben, Ersatzprodukte findet man überall und auch in Restaurants finden sich vermehrt vegane Alternativen. Neben Fleischersatzprodukten, ist Pflanzenmilch mittlerweile auch bei Nicht-Veganer*innen beliebt. Sogar Coca Cola erkennt dies und bringt eigene Sojamilch auf den Markt. Doch kam es zuerst dazu, dass sich die Gesellschaft für die vegane Lebensweise geöffnet hat und sich deswegen immer mehr Menschen dafür entschieden haben? Oder ist es vielmehr so, dass soziale Medien Trends anheizen und diese gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen können? Auffällig ist, dass die Bewegung zahlenmäßig im Vergleich zu den Vorjahren, seit es die sozialen Medien gibt, explodiert. Laut proveg international leben heute etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland rein vegan, vor drei Jahren waren es noch 900.000 Menschen.. Ein nicht sehr drastischer Anstieg im Vergleich zur Gesamtbevölkerung könnte man denken, doch 2008 gab es lediglich etwa 80.000 Veganer*innen. Auch proveg international selbst erlebt einen Anstieg an Mitgliedern. Im Jahr 2009 gewannen sie 300 neue Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr hinzu. Heute sind es pro Jahr über 2000 neue Mitglieder. Sicher kann man die steigenden Zahlen nicht nur auf die sozialen Medien zurückführen. Doch diese sorgen dafür, dass bestimmte Lebensweisen in das Bewusstsein der Menschen rücken. Der steigende Anteil an Veganer*innen führt eben auch dazu, dass die Nachfrage an veganen Produkten steigt und das Angebot an Lebensmitteln demnach angepasst wird, wie es in den letzten Jahren geschehen ist. So ist der gelbe Button mit einem grünen V als Kennzeichnung von veganen Lebensmitteln heute eingängig und auch in Supermärkten wie Aldi Süd zu finden. Neben einer reichlichen Auswahl an veganen Kochbüchern, gibt es auch Apps, die einen durch das vegane Leben im Supermarkt oder Modeläden steuern.
Die Auswirkungen des veganen Lebens sind für Tier- und Umweltschutz enorm: 3320kg Kohlenstoffdioxid weniger und 365 errettete Tiere pro Jahr. Bedeutet für Deutschland gesehen, dass alle Veganer*innen zusammen 5.312.000.000kg Kohlenstoffdioxid einsparen und 584.000.000 retten. Veganismus wurde wahrscheinlich vor allem durch die sozialen Medien zu einem Trend, der in vielerlei Hinsicht das Leben vegan lebender Menschen verändert hat und sich positiv auf Tier- und Umweltschutz auswirkt. So gesehen könnte man August Bebels Zitat mit heutiger Sicht umformulieren: „Offenbar tritt in dem Maße, wie sich die sozialen Medien erheben, an die Stelle der Fleischkost die Pflanzenkost.“

Absturz oder Neustart?

von Monika Hartmann

Bildung in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung

Allgemeinbildung, Herzensbildung, Ausbildung, Schulbildung, Weiterbildung.
Sie ist nicht zufällig Bestandteil zahlreicher Komposita, kann sie doch viele Formen annehmen und auf ebenso viele unterschiedliche Weisen definiert werden.
Sie gilt als essentiell für die Bewältigung der Welt, in der wir leben, und als entscheidend für die Entwicklung eines Menschen durch die Herausbildung individueller Charakterzüge.
Sie soll Menschen befähigen, sich als selbstbestimmte Persönlichkeiten in einer sich beständig verändernden Gesellschaft zurechtzufinden und verantwortungsvoll ihre eigenen Lebensentwürfe zu verfolgen.¹
Welche Rolle man ihr auch zuschreibt, wie man sie auch definiert: Dass Bildung entscheidend dazu beiträgt, den Menschen zum Menschen zu machen, ist gesellschaftlicher Konsens. Dabei muss unterschieden werden zwischen Herzensbildung einerseits und akademischer Bildung andererseits, hinzu kommen die verschiedenen Abstufungen akademischer Bildung, also beispielsweise Schulbildung oder höhere, universitäre Bildung. Als Schülerin beschäftigt mich hauptsächlich die Frage nach der Zukunft von Bildung im schulischen Bereich.Aktuell stellt sich die Situation in Deutschland folgendermaßen dar: Bildung ist nach wie vor Ländersache. Daraus ergeben sich erhebliche Diskrepanzen zwischen den Schulsystemen, den Lehrplänen und somit auch dem Niveau an Allgemeinbildung in den unterschiedlichen Bundesländern. Doch so sehr sich die Schulsysteme im Detail unterscheiden mögen, in ihren Grundzügen sind sie einander sehr ähnlich: Ob in Bayern, Bremen oder Brandenburg, die Schülerinnen und Schüler lernen in Klassen und Kursen von einer Lehrkraft mithilfe von Tafelanschrieben und Arbeitsblättern, hinzu kommen Referate und Gruppenarbeiten. Diese Lehrmethoden werden oft als veraltet bezeichnet und wegen ihrer mangelnden Flexibilität kritisiert. An dieser Stelle kommt die fortschreitende Digitalisierung ins Spiel, die mit rasender Geschwindigkeit sämtliche Lebensbereiche umkrempelt und auch vor den Klassenzimmern nicht Halt macht; man verspricht sich eine grundlegende Erneuerung der Lernmethoden, eine Steigerung der Lernerfolge, ja, einen Neustart für Produktivität und Motivation der Schülerinnen und Schüler.

Schule der Zukunft, Zukunft der Schule
Längst hat die Digitalisierung in den Schulen Einzug gehalten, etwa durch Dokumentenkameras, Smartboards, vereinzelte Tabletklassen, Lernapps, Elternportale, digital verfügbare Vertretungspläne oder Apps zur Überprüfung der Anwesenheit. Ein einheitlicher Kurs für die digitalisierte Bildung der Zukunft liegt indes noch nicht vor. Eine durchaus vielversprechende mögliche Einbindung virtueller Inhalte in den Schulalltag stellt die Erschaffung einer zentralen, deutschlandweit zugänglichen Online‑Plattform mit Selbstlernmaterialien und verschiedenen Übungsformen dar, auf die die SchülerInnen von zuhause aus zugreifen können. In der digitalisierten Welt des Lernens bieten sich den Jugendlichen ungeahnte Möglichkeiten:
Aus der Einrichtung einer Lernplattform ergeben sich quasi automatisch vielfältigere Unterrichtsmethoden, da der bisherige Frontalunterricht durch interaktive, spielerisches Lernen ermöglichende Angebote sinnvoll ergänzt werden kann. Je nach Lerntyp können die SchülerInnen stärker visuell, auditiv, haptisch oder kommunikativ arbeiten und sich so vermittelte Inhalte besser merken.
Auch spielt die hohe Anpassungsfähigkeit digitaler Lernangebote eine Rolle: Während Schulbücher derzeit oft veraltet sind, da es sich nicht lohnt, wegen Änderungen von Bevölkerungszahlen ein neues Geographiebuch oder wegen Wandels in der Jugendsprache ein neues Deutschbuch zu konzipieren und drucken zu lassen, lassen sich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse vergleichsweise leicht in virtuelle Lernplattformen einbetten und erlauben so die Vermittlung hochaktueller Inhalte – sprich mehr Aktualität durch höhere Flexibilität.
Doch dem heutigen Verständnis von Bildung zufolge geht es nicht nur um die Vermittlung von Inhalten, – schon Albert Einstein, dem das folgende Zitat zugeschrieben wird, wusste: Wissen heißt wissen, wo es geschrieben steht. – sondern insbesondere um die Vermittlung von Kompetenzen. Damit ist beispielsweise die Fähigkeit gemeint, sich differenziert auszudrücken, das Wichtigste aus einem Text herauszufiltern oder logische Zusammenhänge herzustellen. Nun rücken auch sogenannte digitale Kompetenzen in den Fokus der Bildungspolitik – denn was kann besser auf eine digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten als der durch die Schule der Zukunft ermöglichte tagtägliche Umgang mit Software auf dem aktuellen Stand der Technik? Digitale Kompetenzen sind in der Arbeitswelt von heute, morgen und übermorgen essentiell – und zeigen einmal mehr, dass Seneca doch Unrecht hatte mit seiner Sentenz non vitae, sed scholae discimus.
Der Schwerpunkt digitalisierter Bildung sollte indes auf der individuellen Förderung der Jugendlichen liegen. Um dies zu erreichen, bietet sich eine Aufhebung des bisherigen Lernens im Klassenverband zugunsten eines Kurssystems an, das den Stärken und Schwächen der einzelnen SchülerInnen Rechnung trägt. Konkret bedeutet dies also, dass eine naturwissenschaftsaffine 15jährige Schülerin, die gemäß den aktuellen Standards in der zehnten Klasse ist und sämtliche Fächer auf diesem Niveau belegt, beispielsweise Mathematik und Physik auf Elftklassniveau belegen könnte, Deutsch und Französisch hingegen auf Neuntklassniveau. Dadurch wird nicht nur eine bessere Förderung des Einzelnen gewährleistet, sondern auch ein einheitliches Niveau und Lerntempo innerhalb der Kurse. Erleichterte individuelle Förderung ist die große Chance, die sich durch eine Digitalisierung des Lernens bietet.

Es wird jedoch befürchtet, dass die fortschreitende Digitalisierung in der Bildung mit Einbußen einhergeht, insbesondere im sozialen Bereich. Wenn – überspitzt formuliert – die Schule der Zukunft so aussieht, dass die SchülerInnen sich die Lerninhalte nur noch von zuhause aus aneignen und keine tatsächliche Schule mehr besuchen, geht das zu Lasten der sozialen Kontakte. Mindestens genauso wichtig wie die in der Schule vermittelten Inhalte sind die dort erlernten Werte und sozialen Verhaltensweisen. Wenn Fehlverhalten sanktioniert und Engagement gelobt wird, wirkt die Schule als Regulativ zum Elternhaus, um allen SchülerInnen unabhängig von Herkunft und sozialem Stand den gleichen Wertekanon von Respekt, Toleranz und Offenheit mit auf den Weg zu geben. Nun könnte man sagen, dass es den Jugendlichen in einer komplett durchdigitalisierten Welt durchaus noch möglich ist, Kontakt mit Gleichaltrigen zu haben, indem sie nachmittags Freunde treffen. Doch Schule in ihrer jetzigen Form ist viel mehr als ein Ort, an dem man Freunde trifft. Sie ist gekennzeichnet durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Gruppierungen, durch den Dialog mit Menschen, deren Anschauungen man nicht teilt und deren Verhalten man ablehnend gegenübersteht. Sich an diesen Menschen zu reiben, Konflikte zu suchen und zu überwinden, seine Meinung zu revidieren oder gegebenenfalls zu manifestieren – das ist es, was Schule ausmacht. Ob man dazu Herzensbildung oder soft skills sagt, das Ergebnis bleibt das gleiche: Schule hat nicht nur einen Bildungs-, sondern auch einen Erziehungsauftrag, sie bereitet Jugendliche nicht nur akademisch auf das Arbeitsleben und die Welt vor, sondern auch – oder sogar vor allem – sozial. Dieser Aspekt ist essentiell für das Verständnis von Schule als Ort der Bildung und darf daher bei allen technischen Tagträumereien nicht vernachlässigt werden.
Ebenso zu kritisieren ist die zeitintensive Umstellung von analogen auf digitale Lehr- und Lernmethoden. Zum einen ist da die Einrichtung digitaler Lernplattformen, die ein erhebliches Maß an Zeit, Aufwand und Expertise erfordert und zudem genau durchdacht und anpassbar konzipiert werden muss, zum anderen muss darauf geachtet werden, die Lehrkräfte nicht im digitalisierten Regen stehen zu lassen, sondern mithilfe von verpflichtenden Schulungen in den Wandel einzubinden. Denn während es für die SchülerInnen als sogenannte digital natives vermutlich kein Problem darstellen wird, mit virtuellen Inhalten zu arbeiten, könnten sich erfahrene Lehrkräfte vernachlässigt fühlen und um ihre Arbeitsplätze fürchten. Um dem entgegenzuwirken, müssen diese auch bei der didaktischen und pädagogischen Konzeption neuer Selbstlernmaterialien eingebunden werden – schließlich sind sie diejenigen, die aufgrund jahrzehntelanger Berufserfahrung am besten wissen, wie sich bestimmte Inhalte vermitteln lassen, welche Zusammenhänge essentiell sind und wie man Kinder und Jugendliche begeistern kann.
Auch die durch eine Digitalisierung des Schulalltags entstehenden hohen Kosten werden oft angesprochen. Nun fragt man sich vielleicht, wie die einmalige Digitalisierung von Lerninhalten und die Einrichtung entsprechender Plattformen hohe Kosten generieren soll. Fakt ist jedoch, dass es mit dieser einmaligen Einrichtung nicht getan ist. Die Systeme müssen überprüft und instandgehalten werden, dem neuesten technischen Stand muss Rechnung getragen werden, die Inhalte müssen aktualisiert werden und auch neue Erkenntnisse der Pädagogik sind zu berücksichtigen. All diese Aspekte kosten kontinuierlich Zeit und Geld. Diese Kritik ist jedoch dahingehend zu relativieren, dass es sich im Bereich der Bildung lohnt, Investitionen zu tätigen, da hier die Zukunft unseres Landes geschmiedet wird. Der Faktor Finanzen darf also keine Ausrede sein, wenn es um Bildung geht.
Während das System Schule in seiner heutigen Form relativ autark und unabhängig von Umwelteinflüssen funktionieren kann, drohen virtuellen Lernplattformen Ausfälle, beispielsweise durch Hackerangriffe oder Stromausfälle. Es kann also riskant sein, ausschließlich auf digitalisierte Bildung zu setzen. Stattdessen ist eine Symbiose mit analogem Unterricht anzustreben.

Ambitionierte Projekte zu digitalisierter Bildung stehen und fallen mit ihrer Umsetzbarkeit.
Eine zentrale Lernplattform kann etwa an dem ebenso simplen wie grundlegenden Fakt scheitern, dass nach wie vor nicht alle Haushalte in Deutschland über einen Internetzugang verfügen, sei es aus finanziellen Gründen, wegen mangelnder infrastruktureller Angebote oder durch eine bewusste Entscheidung gegen ständige Erreichbarkeit. Um eine gerechtere Bildung zu gewährleisten, ist es jedoch von großer Bedeutung, allen SchülerInnen die gleichen Grundvoraussetzungen bieten zu können. Wenn digitalisierte Bildung neue Hürden statt mehr Gerechtigkeit für Kinder einkommensschwacher Familien oder Bewohner strukturell benachteiligter Regionen schafft, verfehlt sie ihr Ziel.
Um zumindest Bildungsgerechtigkeit zwischen den einzelnen Bundesländern zu gewährleisten, wird aktuell eine teilweise Aufhebung des Bildungsföderalismus zugunsten der finanziellen Förderung von Digitalisierungsmaßnahmen durch den Bund angestrebt – der sogenannte DigitalPakt. Es ist derzeit unklar, ob die dazu erforderliche Grundgesetzänderung umgesetzt werden kann. Idealerweise sollte standardisierte digitalisierte Bildung jedoch grundsätzlich bundesweit gefördert werden, nicht nur finanziell.

Denkanstöße und Forderungen
Im Zusammenhang mit digitalisierter Bildung lassen sich als Ergebnis aus diesen Darlegungen die folgenden Denkanstöße und Forderungen für Gesellschaft und Politik formulieren:
Ist es wirklich noch zeitgemäß, am Bildungsföderalismus festzuhalten?
Wie kann erreicht werden, dass alle beteiligten Parteien, Alt wie Jung, in die Digitalisierung des Lernens eingebunden werden?
Digitalisierung und technischer Fortschritt dürfen nicht zum Selbstzweck verkommen, stattdessen muss stets der Mensch im Mittelpunkt stehen.
Um einen fundierten Diskurs über die Auswirkungen digitalisierter Bildung zu ermöglichen, muss mehr in diesem Bereich geforscht und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Und zuletzt: Digitalisierung ist keineswegs als Lösung sämtlicher Probleme des Bildungswesens in Deutschland zu verstehen und darf nicht als Ablenkung davon verwendet werden.

––––––––––––––––––––––––––

¹  Bundesministerium für Bildung und Forschung (https://www.bmbf.de/de/bildung-digital-3406.html, aufgerufen am 08.12. 2018 um 20.00 Uhr) 

Demokratie von dem Sofa aus

von Daniel Rupp

Die Gesellschaft verändert sich durch die Digitalisierung. Sollten sich auch die Wahlen im gleichen Tempo mitverändern? Es gibt gute Chancen, die Wahlbeteiligung zu erhöhen, wenn der Wahlvorgang für jeden einfach, unkompliziert, unterwegs oder bestenfalls noch vom Sofa aus abgehalten werden kann. Der Aufwand, die Zeit und den Termin, den du normalerweise vorgesetzt bekommst, würde einfach wegfallen. Ich denke, die Menschheit und die Gesellschaft verändert sich immer. Wir werden hoffentlich nie ein Stadium des Stillstandes erreichen. Somit finde ich, dass Online-Wahlen sich unserem aktuellen Zeitgeist nur anpassen müssten. Doch ist das zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt mit unseren Wahlrechtsgrundsätzen vereinbar?

Ich denke nicht.

Und in diesem Punkt sehe ich das Problem. Zwar bin ich davon überzeugt, dass sich die Wahlen unserer digitalen Gesellschaft anpassen sollten. Doch dies darf nur geschehen, wenn alle unsere Wahlrechtsgrundsätze eingehalten werden können. Das ist zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben. Das größte Defizit sehe ich in dem Grundsatz der geheimen Wahl. Auch bei Online-Wahlen muss es unmöglich sein, nachzuvollziehen, wer wie gewählt hat. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt technisch aber noch nicht realisierbar.

Ich bin mir sicher, dass wir in absehbarer Zeit Online-Wahlen erleben werden. Allerdings denke ich, dass es momentan Technisch noch nicht möglich ist. Somit bleibt die Demokratie vom Sofa aus und per QR-Code-Abstimmung vorerst noch eine Utopie. Aber zumindest eine, die in greifbarer Nähe ist.