von Lucas Schmutz und Rasmus Kumlehn

Unentwegt schreitet der technologische Fortschritt in beinahe allen Bereichen des Lebens voran. Die Entwicklung vom Brief zur E-Mail sowie das Powerhouse Handy sind heute allgegenwärtig. Die digitale Neuerung gehört mittlerweile in den allermeisten Bereichen der Volkswirtschaft zum Arbeitsalltag. Gilt dies auch für die öffentlichen Ämter, wie das Auswärtige Amt und welche Auswirkung hat der digitale Wandel für die diplomatische Arbeit heutzutage?

Wir als Teilnehmer des Schülerkollegs International 2018/19 durften einen Einblick hinter die Kulissen des Auswärtigen Amts werfen und erfuhren einiges über die Arbeitsweise der Diplomat/innen. Anders als das erste Bild, was einem beim Aufkommen der Begriffe ‚Amt‘ oder ‚Bürokratie‘ in den Sinn schießt, ist das, welches sich im Auswärtigen Amt bietet, da sich unser Außenministerium in vielfacher Hinsicht gewandelt und an einige Änderungen angepasst hat. Angesprochen wurden in den Präsentationen dort zum Beispiel steigende Trends zu Video-Konferenzen und immer schneller werdender gemeinsamer Informationsaustausch via digitaler Mittel – quasi der Anfang zu einer Außenpolitik 4.0. Trotz allem muss jener Wandel vorsichtig betrachtet werden, denn zwar lässt technologischer Fortschritt die Außenpolitik effizienter, schneller und kostengünstiger werden, jedoch sind die verbunden Risiken nicht unerheblich. Auch dem ist man sich vor Ort bewusst, schließlich bewegen wir uns auf höchster Ebenen internationaler Politik und kaum an einer anderen Stelle ist Datensicherheit von höherer Wichtigkeit.

Um sich selbst einen besseren Blick generieren zu können, ist Einblick in andere Entwicklungsprozesse von immensem Vorteil. So ist Deutschland natürlich nicht alleine mit seinen Bemühungen bezüglich der Digitalisierung. Auch andere Staaten zeigen, oft sogar einen weitaus konzentrierteren Blick, in Richtung Fortschritt und Gesellschaftsangleichung. Auch humorvoll kann es werden, denn beispielsweise ist es nicht selten, das schwedische und dänische Außenministerium mal wieder beim gegenseitigen Trollen zu erwischen.
Doch wie wir bereits festgestellt haben, schafft die fortschreitende Digitalisierung eine Ambivalenz aus Chancen und Risiken, die stets gleichberechtigt bedacht werden müssen. Die positiven Auswirkungen einer Digitalisierung der Diplomatie sind zweifelsfrei eine Verkürzung und Vereinfachung der Kommunikationsstrukturen. Dadurch werden schnelle Vermittlungen und spontan zu treffende Übereinkünfte einfacher möglich. Das kann in einigen Fällen dazu führen, dass internationale (Abstimmungs)probleme auch über große Entfernungen zügiger gelöst werden können. Außerdem ermöglicht der Fortschritt digitaler Technologien im Bereich der Außenpolitik einen schnellen Informationsaustausch zwischen Regierungen und gibt Diplomaten die Chance sich bei besonders komplizierten Sachlagen schnell einen Überblick zu schaffen und komplizierte Situationen einzuschätzen. Dies gilt selbstverständlich nur für kurzfristige Entwicklungen, für das Einschätzen von Entwicklungen, die über einen längeren Zeitraum wirksam sind, bedarf es sicherlich mehr als nur eines schnellen Briefings. Die grundlegenden Aufgaben eines Amtes, zu denen auch Verwaltung gehört, lassen sich durch die neuen technologischen Möglichkeiten unkomplizierter gestalten, was Raum für andere Tätigkeiten ermöglicht.

Trotz all dieser Vorteile muss man auch die Risiken sehen, die durch diese Entwicklung zutage treten. So muss man natürlich sehen, dass die Kommunikation ranghoher Politiker/innen und Staatenlenker/innen über soziale Medien, wie zum Beispiel Twitter, ein hohes Potenzial für Missverständnisse mit sich bringt, was besonders auf globalpolitischer Ebene zu mitunter gefährlichen Missverständnissen führen kann. Aus diesem Grund bevorzugen Diplomat/innen noch immer und sogar schon wieder vermehrt die direkte „Face to Face“-Kommunikation, auch deshalb, weil sich diese Form als Kerngeschäft der Diplomatie schon über einen langen Zeitraum und in schwersten Krisensituationen bewährt hat, was auf den Einsatz digitaler Technik nicht zutrifft. In Zusammenhängen globaler Politik und sogar innerhalb der EU besteht außerdem das Problem des zum Teil sehr unterschiedlichen Entwicklungsstandes der beteiligten Staaten. Um also auch mit weniger entwickelten Ländern angemessen kommunizieren und verhandeln zu können, muss man also auf „analoge“ Techniken und Methoden vertrauen. Das größte bestehende Problem ist jedoch das der Datensicherheit. Besonders für geheimdienstliche oder brisante Informationen besteht die große Gefahr eines Leaks, welches möglicherweise einen großen Teil diplomatischer Bemühungen und Erfolge vernichten würde. Der wichtige vertrauliche Teil auswärtiger Arbeit ist durch eine voranschreitende Digitalisierung nicht unmittelbar, aber auf lange Sicht durchaus bedroht.

Abschließend lässt sich also sagen, dass die Digitalisierung auch im Bereich der Außenpolitik großartige Möglichkeiten bietet, die teils erheblichen Risiken jedoch keineswegs außer Acht gelassen werden dürfen. Dann kann es aus unserer Sicht gelingen, dass die Digitalisierung auch der Diplomatie ein neues Level und eine neue Dimension ermöglicht und innovative Perspektiven aufzeigt.