Sprechblasen: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

von Yasmin, Magdalena und Pia

Was sich anhört wie der Anfang eines schlechten Witzes, war beim SKI eine Gelegenheit. Die Gelegenheit, aus der gewohnten Blase auszubrechen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die eine andere, wenn nicht gar die gegensätzliche Meinung vertreten.

Oft sucht man sich in seinem Umfeld Menschen, die eine ähnliche Meinung vertreten, ähnliche Interessen oder einen ähnlichen Humor haben. Das kann zur Folge haben, dass man in seiner Meinung immer mehr bestärkt wird. Das ist ganz schön, aber ist für einen persönlich nicht besonders bereichernd. Beim SKI trafen wir auf über zwanzig diskussionsfreudige Jugendliche, die ein anderes Umfeld gewohnt sind.

Wir wurden in unserer Meinung nicht mehr ausschließlich bestärkt, sondern herausgefordert und lernten dabei viel dazu. Dazu gehört das Vertreten seiner eigenen Meinung, den Gegenüber zu überzeugen, aber – was vielleicht noch wichtiger ist – wir lernten auch, unsere eigene Meinung einmal zu hinterfragen. Denn das ist das eigentlich schwierige in einer Diskussion. Selbstverständlich kann man diskutieren und dabei stur auf seinem Standpunkt beharren, doch eine viel größere Leistung ist es, auch einmal einzusehen, dass man im Unrecht ist, dass eine andere Ansicht vielleicht doch viel sinnvoller ist. Natürlich ist das nicht immer der Fall und man sollte keineswegs einfach aufgeben und seine Meinung über den Haufen werfen. Doch vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn man eine Diskussion mit dem Wissen beginnt, dass die eigene Meinung nicht unbedingt die Richtige sein muss. Wir haben erkannt das wenige Aussagen der vollkommenen Wahrheit entsprechen. Jeder trägt also einen Teil der Wahrheit mit sich und kann ihn zur Diskussion beitragen.

Anlass zum Diskutieren hatten wir bei unserem Aufenthalt in Berlin auf jeden Fall genug. Dafür sorgte das vielseitige Programm mit spannenden Vorträgen und interessanten Einblicken in verschiedene NGOs oder  Institutionen wie das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, welche eine Grundlage für den späteren Diskurs bildeten und als solche auch ausgiebig genutzt wurden.

Auf Basis der Vorträge der zahlreichen Referent*innen erhielten wir neue Informationen oder Anregungen –  Meinungen wurden gefestigt oder überdacht.  Bereits am ersten Abend wurden intensive Diskussionen über die Gefahren des  Rechts- und Linksextremismus geführt. Dies war der Start für die weiteren vier Tage mit spannenden Debatten.

Für viel Diskussion sorgte zum Beispiel Jochen Wermuth, ein sogenannter Impact Investor, der seine Anlagen in nachhaltige Konzepte investiert. Seinen interessanten Vortrag über „Wermuth Asset Management GmbH“ hörten wir bereits am ersten Tag. Während einige ihn als grünen Wirtschaftsvisionär sahen, erschien er anderen wiederum als Green Washing betreibender Kapitalist.

Besonders regte auch die internationale Klimaschutzbewegung „Extinction Rebellion“ zur Diskussion an. Durch zivilen Ungehorsam, wie Straßenblockaden, versucht sie die jeweiligen Staatsoberhäupter zu ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen zu bewegen. Kritiker*innen der Bewegung befanden im speziellen die Form des zivilen Ungehorsams als den falschen Weg, während Sympathisant*innen besonders hervorhoben, dass es sich bei „Extinction Rebellion“ um eine strikt gewaltfreie Bewegung handelt. Die gelinde gesagt ehrgeizige Forderung der Bewegung, Deutschland bis 2025 klimaneutral zu machen, wurde von beiden Seiten skeptisch gesehen.  Gleichzeitig stießen Aussagen des Gründers der Bewegung Roger Hallam über die Shoa auf absolutes Unverständnis und auch seine Andeutungen, dass die Demokratie eventuell nicht die richtige Regierungsform sei, um das 1,5 Grad- Ziel einzuhalten, wurde von allen Teilnehmenden einstimmig abgelehnt.

Auch beim Thema Inlandsflüge schieden sich die Geister: Sollten sie verboten werden? Oder durch Anreize für z.B. Bahnfahrten unattraktiv gemacht werden? Und daraus resultierend auch die Frage: Ist es legitim, zu einem Seminar zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Brüssel mit dem Flugzeug anzureisen? Diese Frage wurde indirekt vom SKI selber beantwortet: Fahrtkosten, die durch Flüge entstehen, werden nicht erstattet.

Die genannten Aspekte sind nur einige unseres vielseitigen Diskurses. Auch die Grundrente, Fridays For Future, Emissionshandel  oder die von Vertreter*innen des linken Spektrums oft befeuerte Frage, ob Kapitalismus und Klimaschutz vereinbart werden können, sorgten für hitzige Debatten. Daraus sollte man jedoch nicht schließen, dass sich die Teilnehmenden gespalten hätten. Nach den Debatten gab es fließende Übergänge zu unpolitischen und persönlichen Themen. Gemeinsam lachten wir und verbrachten schöne gesellige Abende zusammen. Denn eine weitere Sache, die wir während des Seminars gelernt haben, war, dass die politische Meinung eben nur ein Teil dessen ist was jemanden ausmacht.

Doch es gab immer einen gemeinsamen Nenner: Die Demokratie. Sie bildet die Grundlage für all die verschiedenen Positionen und ohne sie wäre ein solcher Austausch gar nicht erst möglich. In Zusammenhang damit ist es auch selbstverständlich, dass wir uns alle klar gegen Diskriminierung stellen und unsere Debatten, so hitzig sie auch manchmal sein mögen, immer auf gegenseitigem Respekt basierten und frei von Beleidigungen oder Diffamierung waren.

Zum Thema Meinungsfreiheit in der Demokratie äußerte sich vor einiger Zeit auch unser ehemaliger Bundespräsident Joachim Gauck im Tagesspiegel.  Seine Aussage, dass Toleranz nicht nur denjenigen gelten dürfe, die wir mögen, ist logischerweise die Grundlage für jede faire Auseinandersetzung mit Politik. Auch seine Forderung nach einem „Raum der Debatte und des Streits“ ist wichtig für unsere Demokratie und wurde uns beim SKI definitiv geboten. Deswegen möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal bei den Organisator*innen des SKIs bedanken, die mit viel Mühe und Kreativität ein ausgewogenes, informatives, bereicherndes Programm für uns SKIler*innen ausgearbeitet haben.

In diesem Sinne freuen wir uns sehr auf das Seminar in Brüssel, welches im April des kommenden Jahres ansteht, und auf alle damit verbundenen Debatten. Die tagespolitischen Ereignisse wie die durchaus kritisierbare Klimakonferenz in Madrid oder die Erweiterung des Klimapakets durch den Bundesrat werden sicherlich erneut für viel Gesprächsstoff sorgen.