von Lukas Bartl, SKI Jahrgang 2021/22

Am Samstag den 14. Mai haben wir – die SKI Gruppe – eine Stadtrundtour in Brüssel gemacht und konnten einiges über die Geschichte der heutigen “Hauptstadt der EU” lernen, vor allem, was die Stadt heute ausmacht und wie sie sich zur “Hauptstadt” der EU entwickelte.

Unser erster Halt war bei der Kongress-Säule. Ein Denkmal, welches zur Erinnerung des belgischen Staates errichtet wurde, mit Leopold I., dem ersten König des modernen Belgiens auf der Spitze. Das erste was auffiel: Man musste ziemlich steil nach oben schauen, um König Leopold betrachten zu könne. Typisch für die damalige Zeit, wie uns unser Guide berichtete, da das Machtverhältnis sichtbar sein musste, in dem das Volk immer zum König aufblickt.

Kongresssäule (Foto von Niko Fanore)

Als nächstes besuchten wir den Parc de Bruxelles. Der Stadtpark Brüssels befindet sich, mitten in der Innenstadt. Der Park hieß früher “Parc Royal”, da der Königspalast direkt anliegt.

1830  war der Parc de Bruxelles Schauplatz von Revolutionskämpfen, was die lange geschichtliche Tradition in Brüssel erneut erkenntlich macht.

Direkt am Park liegt der Königspalast. Heute dient er als Symbol für die konstitutionelle Monarchie und wurde 1820 unter König Wilhelm von Oranien in Auftrag gegeben und später aber immer weiter ausgebaut.

Brüsseler Königspalast

(Vgl. Visit Brüssels 2022: o.S.)

Stadtpark (Foto von Niko Fanore)
Königspalast (Foto von Niko Fanore)

Geht man etwas durch die Innenstadt fallen die verschiedenen vielfältigen Fassaden auf, welche jede Gasse einzigartig machen. So sieht man auf der einen Seite Hochhäuser und Bürobauten, auf der anderen Seite aber auch hundertjährige Jugendstilbauten, die der Stadt einen einzigartigen Flair verleihen. Die Epoche des Jugendstil ging gerade einmal 17 Jahre, die vielen bis heute überdauernden Gebäude deuten jedoch nicht darauf hin.

Kulturhauptstadt Brüssel

(Vgl. Süddeutsche 2011: o.S.)

(Foto von Niko Fanore)
(Foto von Niko Fanore)

Als nächstes machten wir Halt beim Brüsseler Wahrzeichen – dem Manneken-Pis. Fast schon versteckt wirkt er, stehend vor einer Hausfassade in einer der vielen Gassen in der Innenstadt. Hier sieht man direkt eine große Menschenmenge, bestehend aus vielen Touristen, welche sich um den kleinen Mann versammeln. Besonders machen ihn die vielen Outfits, die regelmäßig geändert werden und alle im Ausstellungsraum “GardeRobe MannekenPis “ zu bestaunen sind.

Manneken-Pis

(Vgl. Visit Brussels 2022: o.S.)

Pixabay (Vgl. Manneken Pis 2022: o.S.)

Entfernt man sich wieder etwas vom Wahrzeichen, verlaufen sich die Menschenmengen schnell und wir machten uns auf dem Weg zum Grand Place, ein bewundernswerter Platz und UNESCO-Weltkulturerbe. Der Platz ist umrahmt von Zunfthäusern, hauptsächlich aus dem 17. Jahrhundert stammend und strotzend vor architektonischen Besonderheiten. Auch hier spiegelt sich Charakter und Kultur der Stadt wieder. Natürlich bietet Brüssel unfassbar viele weitere Sehenswürdigkeiten, die gesehen werden sollten aber leider nicht alle erwähnt werden können. Obwohl die Stadttrundtour 2.5h Stunden lang war, wirkte sie Dank eines kompetenten Guides kurzweilig und spannend.

Grand Place

(Vgl. Visit Brussels 2022: o.S)

Grand Place (Foto von Niko Fanore)

Nun stellt sich natürlich noch die Frage, wie Brüssel zur Hauptstadt der Europäischen Union wurde? Der erste Schritt war die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) 1951 mit den 6 Gründungsländern Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden.  Es stellte sich bereits zu Beginn die Frage, welche Stadt der Hauptsitz der EGKS werden sollte. Brüssel stand bereits im Raum, allerdings konnte man sich noch nicht einigen. Auch weitere europäische Organisationsgründungen, wie die EWG 1957 lösten diese Frage nicht. Wichtig war, dass es keine Vormachtstellung gab, weshalb einige große Länder von vorne herein nicht zur Debatte standen.

Brüssel wurde nie als Hauptstadt gewählt, es war ein schleichender Prozess. Die Geschichte, die dazu kolportiert wird ist folgende: da keine Entscheidung über eine Hauptstadt getroffen werden konnte, einigte man sich über eine rotierende Ratspräsidentschaft (die es übrigens heute noch gibt). Bei der Wahl der ersten Ratspräsidentschaft wurde alphabetisch vorgegangen und somit fiel der Zuschlag auf Brüssel, die dann somit auch die ersten “übergangsmässigen” Bürogebäude stellen mussten, d.h. so lange bis eine finale Entscheidung über den Hauptsitz getroffen werden sollte. Da diese Entscheidung bis heute nicht getroffen wurde, fanden immer mehr Institutionen ihren Sitz in Brüssel, die Stadt investierte kräftig in Büro-Infrastruktur und wurde somit über die Jahre defacto zur Zentrale des Geschehens. Deshalb ist auch heute Brüssel nicht offizielle “Hauptstadt der EU”, wird aber aber so gesehen und akzeptiert.

Brüssel – Hauptstadt der EU

(Vgl. Studierende weltweit 2020: o.S.)

Die lange Geschichte Brüssels steht für mich auch unter anderem für die lange Geschichte von Europa und man kann weit zurückblicken auf viele verschiedene und bedeutende  historische Ereignisse. Daher ist Brüssel in meinen Augen eine würdige Zentrale für den größten Binnenmarkt der Welt.

Literaturverzeichnis